Von Günter, 21.06.2023

BROOKLYN FUNK ESSENTIALS/ M.WARD/ JOEL LUNDBERG/ LUCIA CADOTSCH/ ANA MOURA/ DICHT & ERGREIFEND/ PAT METHENY/ PICENO/ 3’AIN/ ANAMORPHOSIS

Brooklyn Funk Essentials – Von Afro Beat bis Soul

Heute mal mein Favorit zuerst. In knapp 30 Jahren haben die BROOKLYN FUNK ESSENTIALS ‚nur‘ 6 Alben zustande gebracht. „Intuition“ ist die Nummer 7, und enthält genau das, was ich an deren Musik so mag. Die äusserst lebendige Mischung aus Afro Beat, Funk, Disco, Hip Hop und Soul überzeugt durch den kreativen Umgang mit den genannten Stilmitteln und den Lead-Gesang von Alison Limerick. Da können sich die neuen polierten Klänge von Kool & The Gang oder den Isleys nur hinter verstecken.


Sehr viel weniger Dynamik setzt M.WARD auf seinem „Supernatural Thing“ ein. Bei den 8 eigenen und 2 fremden Titeln (Bowie/D. Johnston) helfen illustre Gäste (First Aid Kid, Neko Case u.a.) seine Traum-Stimmungen umzusetzen. So fliesst das Werk angenehm ruhig dahin, auch wenn Scott McMicken die Gitarre mal etwas lauter dreht.

Noch ruhiger wird es auf „Oddysseys and Apostrophes“, komponiert von JOEL LUNDBERG, solo vorgetragen auf dem Piano von Kalle Stenbäcken. Klassisch anmutende Miniaturen in der weiten Zone zwischen romantischen Motiven und klaren Strukturen im Stil von Satie, leicht zu hören, zum Glück zu komplex für Wartezimmer.

Beim aktuellen Album von LUCIA CADOTSCH „Aki“ spielt mein Promo Stream nur knapp 30 Sekunden. Die lassen jedoch schon ein spannendes Werk des modernen Vokal Jazz erkennen. Stilbefreit eigenständig gesungen und vielseitig instrumentiert.

Bereits seit November ist „Casa Guilhermina“ auf dem Markt. Mich hat es erst jetzt erreicht. ANA MOURA‘s Mischung aus Fado, Pop, Brasilien, Afrika und Kap Verden Ist ziemlich einzigartig, so wie die eingesetzten Instrumente und natürlich ihre famose Stimme. Hören, solang die Sonne noch scheint!

Für die ‚das ist kein Spass‘ Rapper kommt „Es werde dicht“ der süddeutschen DICHT & ERGREIFEND. Mit bösem Humor und viel Fantasie erzählen sie vom jetzt und einer (un?-)möglichen Zukunft.

Einmal mehr das bei mir beliebte 1,2,3 ganz viele. Ganz allein gestaltet PAT METHENY seine „Dreambox“. So nennt er seine Klangkörper-Gitarren und legt über die zurückhaltenden Grundharmonien dezent und sanft gespielte Improvisationen. Sich sehr langsam entfaltende Stücke, entsprechend lang und deshalb neben CD auch als Doppel LP zu haben.

PICENO nennen Ben Enzo und Peter Groesdonk ihr Duo Projekt. Mit 2 akustischen Gitarren umspielen sie sich auf „einunddreissigfünf“ in Eigenkompositionen und Adaptionen aus Pop und Jazz. Fingerfertig und kurzweilig.

3‘Ain – Ton für Ton gelungen

3’AIN bilden, wie der Projekt Name bereits androht, ein Trio. Durchaus nicht gewöhnlich ausgestattet mit Trompete/Flügelhorn, Akkordeon und Kontrabass. In 7 eigenen Kompositionen in knapp 30 Minuten loten die drei Belgier auf „Sea of Stories“ die Möglichkeiten zwischen vorgegebenen Tempi und Harmonien und improvisierten Verspieltheiten aus. Von jazzigen Klängen über orientalische Motive zu Anspielungen auf Tango. Eher langsam, mit grosser Ruhe beinahe Ton für Ton umgesetzt. Faszinierend, wie viel mehr sehr wenig sein kann.


Anamorphosis – Entwicklung im Septett

Ganz viele sind genau gesagt 7. ANAMORPHOSIS ist das Septett um den Klarinettisten Johannes Moritz. Dazu gesellen sich dr,b,vib,sax,cello und Posaune. 8 im Grunde durchkomponierte Titel, wobei ‚das auf dem Blatt stehende nicht in Stein gemeisselt ist`(Zitat), sondern erwünscht und gefordert wird, das jede/r der MusikerInnen die eigene Persönlichkeit in den Ring wirft, um nicht nur dem Komponisten den Blickwinkel zu erweitern und gemeinsam zum „Bird’s Eye View“, der Vogelperspektive, dem übergeordneten Blick für das Ganze zu gelangen. Hoher Anspruch, adäquat umgesetzt.


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