Von Günter, 28.06.2023

EROBIQUE/ RUEN BROTHERS/ SOFT MACHINE/ JENNY LEWIS/ DAMIR IMAMOVIC/ BEN VAN GELDER/ SERA KALO/ JIN JIM

robique – Aus MS für die Welt!

Da komme ich nicht dran vorbei. Carsten Meyer veröffentlicht als EROBIQUE nur alle 25 Jahre ein Album. Eindeutig betitelt mit „No. 2“ packt er auf 13 Songs mit Hilfe von ‚Friends & Lovers‘ sein Universum in Bits und Rillen. Easy Listening, Yacht Pop, Lounge sind, was mir dazu einfällt und natürlich(selbst-) Ironie und schräger Humor. Was lange währt wird endlich gut, oder?

Eine sehr eigenwillige Mischung bieten die RUEN BROTHERS mit ihren „Ten Paces“. Ein Rückblick auf musikalische vergangene Zeiten, Zutaten aus Country gespickt mit Stimmungen aus alten Western in Tempo und Spielweise des Jetzt. Und mindestens einer von ihnen ist ein exzellenter Sänger.

Nach gut 50 Jahren in wechselnden Besetzungen als Quartett hat die SOFT MACHINE mit „Other Doors“ ein neues Album eingespielt. Die Musik hat auch nach so langer Zeit nichts von ihrer Faszination eingebüsst. Ambientes, psychedelisches, Jazz Rock, im intuitiven, auch mal freien Zusammenspiel entwickeln die ‚Oldies‘ ihren spezifisches Mix, greifen Themen der eigenen Vergangenheit auf und lassen sich die Jahre nicht anmerken.

Jenny Lewis – Blue Note goes Pop

So poppig klang Blue Note wohl noch nie. Das 5. Album von JENNY LEWIS kommt absolut geradlinig in Songwriting und Produktion daher. Meist basierend auf 2 Akkorden und intelligent gestrickten Mittelteilen trägt sie ihre deutlich formulierten Texte mit Selbstsicherheit und Charme vor. Passagenweise erinnert mich „Joy’All“ an Tom Petty Songs der 80er/90er Wendezeit. Klar strukturiert, ohne Schnörkel in Ballade oder Tempo eingespielt, mit dem Wissen, was m/f gerade abliefert ist gut.

Damir Imamovic – Bewahrer der Tradition

„The World and all it holds“ von DAMIR IMAMOVIC ist der klingende Begleiter zu Alexandar Hemon’s Buch. Sevdar ist die bosnische musikalische Parallele zu Fado oder Blues. Eigenständig in Klang und Ausdruck, jedoch immer etwas Trauer im Unterton. Damir holt mit seinem kleinen Ensemble (er singt und spielt ‚Gitarre‘, dazu gesellen sich Violine Bass, Perkussion und Akkordeon) 11 Titel aus der langen Tradition ins gegenwärtige Bewusstsein zurück. Solch pure Tradition gibt’s wohl nur bei Smithsonian Folkways, wie immer mit fast 50 Seiten Booklet mit allem Wissenswerten um das Werk und den Künstler.

Mit seinem Oktett aus 4 Bläsern,b,dr, Stimme und Kirchenorgel präsentiert BEN VAN GELDER eigene Kompositionen für diese ungewöhnliche Besetzung, für die Sängerin Fuensanta Mendez Texte beisteuert. Die majestätische Orgel legt auf „Manifold“ den voluminösen Untergrund für die sowohl komponierten als auch freien Passagen. Hier geht es nicht um Tempo, sondern um Austausch, zwischen den Beteiligten, den gemeinsamen Klang mit dem beinahe überirdischen Schallwellen zu einer unvergleichlichen Erfahrung zu machen.

Eine extravagante Version Neo Soul bietet SERA KALO auf ihrem „eXante“. Ohne Programmiertes, dafür im grossen Team mit Bläsern und Streichern erzählt und singt sie sich durch die in Zusammenarbeitet mit Bassist Petter Eldh entstandenen Songs. Von sphärischer Ballade zu komplexen Rhythmen, vom emotionalen Liebeslied zu kantigen Funk Beats. Alles von Hand gespielt.

Das ist ja mal gar nicht modern! JIN JIM’s „New Choices“ besticht durch Druck und Präzision. Bass. Drums, Gitarre und Flöte rocken und jazzen durch 8 eigene Gewächse und 1 Cover. Dabei ist dem Quartett egal, ob m/f es Prog Rock, Hard Rock oder Rock Jazz nennt. Mit Energie und Druck, flexibel und virtuos wandern sie zwischen den Genres, Tempi und Rhythmen. So ist deren 3. Album ein echter Neustart in Richtung Publikumsnähe.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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