Von Günter, 05.07.2023

KOOL & THE GANG/ Dr. WILL/ BRUNOD GALLO BARBIERO/ NEKO CASE/ TINGVALL TRIO

Schauen wir mal, wie lange die Bremser den zumindest ernst gemeinten Versuch uns von fossilen Energien zu entwöhnen noch verzögern werden. Der Grossteil von denen wird die auch auf uns (BRD) zukommenden Folgen nicht mehr händeln müssen.

Kool & The Gang – Rentnerband!?!

Denen hier ist das egal. Nach den Senioren vom Brooklyn Funk Express und deren mögliche Eltern, die Isley Brothers, kommt auch das Tanzflächen-Urgestein KOOL & THE GANG mit einem neuen Werk um die Ecke. Sie behaupten „People just wanna have Fun“. Vom Start weg gleich das Motto ‚Let’s Party‘, im richtigen Tempo, die beliebten mehrstimmigen Vocals und offen hörbar jüngeres Gemüse (nicht die Zucchinis!) mit an Bord. Eingängig, keine komplizierten Themen, ein gezielter Schuss guter Laune, und das selbst auf dem 34.(!) Album.

Dr. Will – Nicht im Dunkeln hören!

Ziemlich auf der Gegengeraden unterwegs ist der fleissige DR. WILL. Für seine „Soire Macabre“ hat er ganz tief in seine Voodoo Seele geschaut. Zu Einführung und Ausklang zitiert Sandra Steffl aus einem Gedicht von Franz von Pocci und gibt damit die Richtung vor. Dann übernimmt der Dr., intoniert in wechselnden Besetzungen, was er dort unten gefunden hat. Diverse Gitarren, Kontrabass, Bläser schaffen New Orleans Stimmung, sein grummelnder Gesang, der an Willie DeVille erinnert und einprägsame Versionen von ‚I put a Spell on You‘ und ‚St. James Infirmary‘ runden das ansonsten selbst geschaffene Programm ab. Nicht im Dunkeln abspielen!

BRUNOD GALLO BARBIERO bilden mit g,b,dr ein beinahe klassisches Trio. Auf deren „Gulliver“ mischen sie wenige eigene Titel zwischen traditionelle Melodien von Äthiopien bis Kurdistan, von China bis Norwegen und noch einigen Quellen mehr. Stellen das Thema vor um es danach frei zu interpretieren und zeigen damit, wie universell die Sprache Musik sein kann, wenn der eigene Tellerrand nicht die Grenze ist.

Sie hat ihre Vergangenheit aufgearbeitet. Nachdem es die Retrospektive „Wild Creatures“ seit einiger Zeit nur digital gab, folgt nun die CD und Doppel-LP. Von den Anfängen in Country und Americana hat sich NEKO CASE nach und nach gelöst, fand und findet ihr ganz eigenes Ding. Unkonventionell gesungen und entsprechend instrumentiert und arrangiert zeigt sie diese Entwicklung in 23 Songs auf. Zum Abschluss dieser Werkschau gibt’s als Bonbon einen neuen Song.

Tingvall Trio – Wunderbare Musik

Die Zeit fliegt. Das TINGVALL TRIO feiert sein 20. Band Jubiläum. Nach diversen Echoes, Jazz Awards und sogar hohen Platzierungen in den Verkaufs-Charts hat die Musik auch auf dem neuen Album noch immer den Charme und die Frische des Frühwerks. Für „Birds“ hat sich Martin Tingvall von den Vögeln inspirieren lassen. Die leichtfüssigen Melodien des Pianos werden von seinen Mitstreitern Omar Rodriguez Calvo am Bass und Jürgen Spiegel am Schlagwerk geistreich ausgestaltet, umspielt und ergänzt. Ob gezupft, gestrichen, leichte Perkussion oder kräftiger Einsatz, die Kollegen geben das Salz in die Suppe. Ob in flottem Tempo oder als sensible Ballade zu dritt, zum Schluss sogar Piano allein, das Ganze klingt fast zu schön. Das wird die Jazz Polizei sicher entsprechend kommentieren. Ändert aber nichts, wundervolle Musik. Auch als Schallplatte.

Archivtexte Ohrenschmauch

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