Von Günter, 05.07.2023

AFRICAN HEAD CHARGE/ PENGUIN CAFE/ LITTLE DRAGON/ P.J. HARVEY/ ISLEY BROTHERS/ NORTH OF KALLIO ENSEMBLE/ SILKY STEPS/ BAHAMA SOUL CLUB

Zugegeben, die ist etwas speziell. AFRICAN HEAD CHARGE tauchen nach 12 Jahren mit einem neuen Werk auf. Bongo Noah und Adrian Sherwood lassen „A Trip to Bolgatanga“ afrikanischer klingen, als die lang zurückliegenden Vorgänger. Mit den üblichen Verdächtigen, McDonald, Wimbish und einer ganzen Reihe weiterer Gäste an Saiten, Tasten, Blasinstrumenten und Handtrommeln manifestieren sie das Klanguniversum aus Bongos Fantasie und Sherwoods technischen Skills.

Penguin Cafe – Positive Klänge

Simon Jeffes führt das Werk seines Vaters mit dem ‚geerbten‘ Orchester weiter. Unter dem gekürzten Namen PENGUIN CAFE greift das neue „Rain before Seven…) mehr als auf den vorhergehenden Alben auf Ideen, besonders aber Instrumente aus dessen Vorratskiste zurück. Trotz teils ungewöhnlicher Rhythmik und fremdartiger Klänge behält der Sohn die chilligen akustischen Klänge und die einladenden Melodien bei und vermittelt dezenten Optimismus in schwierigen Zeiten.

Little Dragon – Eigenwillig frisch

Seit etwa 15 Jahren basteln LITTLE DRAGON mit b,dr,keys und auffälliger Sängerin an ihrer Variante Pop Musik meets R’n’B. Mit vergleichsweise dezenter Elektronik verlassen sie sich auf „Slugs of Love“ stark auf ihr sicheres Gefühl für eingängige, jedoch nie platte Melodien. Geschickt gestaffelte Rhythmen in komplett entschlackten Arrangements und die überzeugende Sängerin zeigen, dass Neo Soul oder R’n’B auch ganz ohne Goldkettchen und Riesenschlitten auskommen kann. Aus Schweden!

So erwachsen und bewusst klang P.J. HARVEY wohl noch nie. Zusammen mit J. Parish und Flood hat sie sich für „I Inside the Old Year Dying“ neu erfunden. Statt Bezug auf äussere Themen aus Politik oder Gesellschaft geht es hier um intimere, persönliche Themen. Selbst ihre Stimme klingt sehr anders, das musikalische Setting lebt von ‚richtigen‘ Instrumenten und den ungewöhnlichen Sounds von Flood. Kann m/f sich aber schnell dran gewöhnen.

Kaum zu glauben: Die beiden noch lebenden ISLEY BROTHERS legen nach 17 Jahren Pause ihr „Make me say it again, Girl“ vor. Buntest möglich gemischt aus natürlich Schmuse-Soul, etwas Funk und modernen Klängen, für die sie alte und jüngere Weggefährten dazu geholt haben. Von Snoop Dog über 2Chainz, von Trey Songz und Rick Ross zu Earth, Wind & Fire. Nach 69 Jahren im Geschäft sind die Herren mit allen Sound-Wassern gewaschen. Old School in Reinform.

Mit b,dr,keys und Sängerin zeigt das NORTH OF KALLIO ENSEMBLE seine Seite des zeitgemässen Jazz. Das Trio bewegt sich sicher durch fantasievolle Harmonien, die Sängerin folgt mit klarer Stimme den Akkorden und phrasiert zwischendrin passend zu den Einwürfen und Improvisationen der Kollegen. In Zeiten des Vokal-Jazz-pur-Wohlklangs ist „Constellations“ eine willkommen Alternative.

Nicht wirklich neu, aber mit Herzblut intoniert. Die SILKY STEPS arbeiten sich auf „Universal Language“ durch diverse Spielarten Funk und Soul. Vornehmlich angelehnt an die erfolgreichen Sounds der 80er, P-Funk, dezente Rock-Elemente, etwas Prince und eine Spur Rap. Perfektes 80er Jahre Retro.

Bahama Soul Club – Krönt den Sonnenuntergang

Mein Hit der Woche? Klar, „Sundub Society“, die 6. Platte des BAHAMA SOUL CLUB. Nach dem Umzug an die Algarve klingt Oliver Beltz’s Projekt entspannter als je zuvor. Mit seiner Stamm-Crew und einheimischen, bzw. zugezogenen HelferInnen hält das Album genau, was der Titel verspricht. Entspannte Lounge Klänge, wunderbar gesungene Balladen, Anleihen aus Reggae und natürlich die bekannt fette Produktion. Genau richtig für das dortige Klima, von dem wir hier ja auch nicht mehr weit entfernt sind.

Archivtexte Ohrenschmauch

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