Von Günter, 02.08.2023

GRETA VAN FLEET/ APHEX TWIN/ HIGH PULP/ BAHAMA SOUL CLUB/ MARA ARANDA/ MIRIAM AST/ RICCARDO GOLA

Zurückschauen und mich erfreuen an Musik meiner Jugend (ist lange her) ist nicht so mein Ding. Die Vergangenheit klingt ohnehin am besten in der Erinnerung. Oder mit jungen Musikern, die dem Sound von damals frönen, daraus aber ihr eigenes Ding drehen. GRETA VAN FLEET klingen auf ihrem „Starcatcher“ wie die besten Blues basierten Hardrock oder Prog Combos der frühen 70er. Sind dabei allerdings handwerklich und Sound technisch mindestens auf dem Stand von jetzt. Schüttel die Mähne, falls noch Haare vorhanden!

Für den APHEX TWIN gibt’s keine so eindeutigen Vorbilder. Seine Version von Elektronik/Techno spielt in seinem eigenen Film. In 5 Jahren Pause hat er zumindest 3 neue Titel zusammengeschraubt. Damit das Vergnügen nicht ganz so kurz ist, enthält seine neue EP „Blackbox Life Recorder 21f“ einen Track in 2 Versionen. Für eine Viertelstunde Musik nicht wirklich preiswert. Aber, es war ja schon immer etwas teurer einen besonderen Geschmack zu haben.

HIGH PULP definieren ihre hybride Musik auf „Days in the Desert“ noch einmal präziser. Deren eigenwilliger Klang setzt sich zusammen aus Jazz geschultem Spiel und starken Einflüssen von u.a. Stereolab oder Tortoise. So finden sich auf dem Album als ‚Band-ErgänzerInnen‘ u.a. J.B. Lewis, Brandee Younger oder Kurt Rosenwinkel sowie der Elektronik Spezi Daedelus. Die Sounds reichen von frei assoziiert über Bläserlinien, die an Miles und Gil Evans erinnern zu nervös funkigen Ausbrüchen. Keine leichte Kost, aber hochspannend.

Zwischendurch notiert: „Sundub Society“, das aktuelle Album des BAHAMA SOUL CLUB kommt morgen (4.8.) endlich auch auf LP. Für wenn die Sonne zurückkommt.

Susanna – Vertont Baudelaire

SUSANNA setzt mit „Baudelaire & Orchestra“ ihre Erforschung /Interpretation des Schaffens des Dichters fort. Erweitert in diesem Fall den Rahmen durch Orchester, partiell eine weitere Stimme (A. Kaasboll), Flöte und manipulierte Bandschleifen (S. Stjern). Durch die Arrangements für das Norwegische Rundfunk Orchester gewinnt ihre Intonation zusätzliche Räumlichkeit und Tiefe. Wobei mich ihre Stimme gelegentlich an den Tonfall von Björk erinnert. Fasziniert von den vielen Farben, Schattierungen und Emotionen der Textvorlagen bringt sie hier 11 weitere Gedichte, englisch gesungen, zu Gehör. Texte liegen bei.

Hier geht es auch um alte Texte. Aber anders. MARA ARANDA interpretiert in ihrem 3. Anlauf „Sefarad - en el Corazon de Grecia“ traditionelle Lieder der im 15./16. Jahrhundert aus Spanien ausgewanderten (geflüchteten) Juden. Auf den ersten beiden Alben forschte sie in Marokko und der Türkei, hier geht es um Griechenland. Authentisch instrumentiert und gesungen, rettet sie die meist nur mündlich überlieferten Lieder mit ihrer Arbeit vor dem Aussterben und damit Vergessen.

Miriam Ast – Volkslieder mal anders

Auf Spurensuche in der Vergangenheit Europas hat Sängerin MIRIAM AST 11 Volkslieder verschiedener Länder ausgesucht und sie mit Piano und Cello Begleitung in ein modernes Jazz Korsett geschnürt. Anspruchsvoll in den Original Sprachen gesungen und entsprechend sensibel untermalt und begleitet, erkennt m/f die Lieder auf „Tales & Tongues“ am ehesten durch lesen des Titels.

Riccardo Gola – Jazz im Weltraum

Modern Jazz aus Italien: RICCARDO GOLA am Bass liefert mit seinen Mitstreitern im Quartett an dr,p und Sax 10 durchkomponierte und durchweg harmonische Ausflüge auf seinem „Cosmonautica“. Alle Titel drehen sich um die Themen Weltraum, Schwerkraft oder Aliens. Handwerklich mehr als korrekt umgesetzt, inspiriert und nie wild und frei und in hervorragend akustischem Klang.

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