Ohrenschmauch
Von Günter, 20.09.2023
JENNY OWEN YOUNGS/ MIDGE URE/ CHRISTIAN MUTHSPIEL & ORJAZZTRA VIENNA/ JOHAN LEIJONHUFVUD/ LISBOA STRING TRIO/ MARKUS KLOSSEK BLINK 6/ MENAGERIE
Im Grunde kann es ganz einfach sein. Frau erfinde einen Strauss charmanter, nicht zu eingängiger Harmonien und erzähle/singe! dazu mit klarer Stimme auch aus den nicht so angenehmen Zeiten ihres Lebens. Akustische Gitarre, vorsichtiges Schlagzeug und nur sehr wenig weitere Ausrüstung lassen JENNY OWEN YOUNGS‘ „Avalanche“ absolut authentisch klingen. Feines Songwriting zwischen S&G und den Kings of Convenience.
Oder Mann bemüht die Vergangenheit. Das 80er Jahre Erfolgsalbum „The Gift“ von MIDGE URE kommt als 4er CD Set neu auf den Markt. Album, alle Singles & Mixe, BBC Session und ein Konzert von 1985. Fanherz, was willst Du mehr? Ok. Die LP! Kommt doppelt mit allen Extended Versionen der Singles auf Platte 2.
Christian Muthspiel – Hommage an Fellini & Rota
Wer bei „La Melodia della Strada“ an Fellini und Rota denkt, liegt nicht ganz falsch. CHRISTIAN MUTHSPIEL hat für sein Riesen-Ensemble ORJAZZTRA VIENNA (6 Saxofone, je 3 Trompeten und Posaunen, E-Bass, Kontrabass, Piano plus 2 Drummer), inspiriert durch die genannten, Material für diese Live in der Oper Graz aufgenommene Doppel CD komponiert. In 4 Sequenzen, in denen die Titel jeweils nahtlos aufeinander folgen. Erstklassige Harmonien mit Erinnerungs-Potenzial, hervorragende Solisten und ein grosser Klangkörper, der sowohl in leisen als auch in druckvollen Passagen überzeugt.
Gelegentlich würde ich mich über kürzere Namen der KünstlerInnen freuen. Gitarrist JOHAN LEIJONHUFVUD ist so einer. Zusammen mit Bass und Drums gestaltet er auf dem 2. Album dieses Trios einen bunten Reigen einfühlsamer Melodien, bei denen seine Mitstreiter die Fähigkeiten des Unterstützens und Untermalens in Kombination mit passender Vordergrund-Arbeit demonstrieren. „Nifty Nifty“ hat keine Rock-Momente, ist eher an die Saiten-Legenden der 60er angelehnt, ohne dabei in die Retro-Falle zu tappen.
Lisboa String Trio – Mit 3 spiel 4
Mit Oud/Sitar, Gitarre, Bass und Perkussion bestreitet das LISBOA STRING TRIO seine CD „Cancoes concretas e outras Historias“. 4. Rad am Wagen ist bei diesem Werk Sängerin Sofia Vitoria, deren Gesang klar im Fado geschult ist, der aber bei diesen 11 selbst komponierten Titel nicht im Vordergrund steht. Neben der heimatlichen ‚Saudade‘ höre ich hier mediterranes Lebensgefühl mit einem leichten Hang zu arabischen bzw. indischen Motiven.
E-Bass, E-Gitarre, Drums und 3 BläserInnen, Posaune, Sax und Trompete, was soll das werden? Musik zwischen dem Jazz der Zeit, eher wenig Rock, dafür viel improvisatorischen Freiheiten gelingt dem MARKUS KLOSSEK BLINK 6. Das ‚Blink‘ haben sie als Albumtitel gewählt, vermutlich weil der Gitarrist Klossek zwar die 8 Titel geschrieben hat, in der Ausführung jedoch das ganze Ensemble mit exaktem Zusammenspiel und seinen improvisatorischen Fähigkeiten glänzt. Kein ‚Gitarrist mit Band‘, klingt eher wie sein Sechser im Lotto.
Menagerie – Jazz von Down Under
Alles alter Kontinent. Jetzt kommen Aussies. MENAGERIE, eines von mehreren musikalischen Projekten des Lance Ferguson, wartet mit 7 Musikern plus 5 Stimmen (wenig Einsätze)!) auf. Während er überwiegend auf dem Spielfeld Retro-Soul/Rare Funk unterwegs ist, geht es auf „The Shores of Infinity“ eindeutig jazzig zur Sache. Zunächst bewegt es sich ein wenig in Richtung Acid Jazz, um im weiteren Verlauf weitaus freier in Rhythmus und Harmonie zu agieren. Ausgedehnte Soli, Afro Beats und zum Ende hin eindeutig in der Spur des spirituellen Jazz landend, zeigt diese Truppe auf den 6 Titeln, das ausladende Instrumental-Passagen spannend sein können, ohne dabei das körperliche Moment, den Groove, zu vernachlässigen.
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