Ohrenschmauch
Von Günter, 27.09.2023
THE FUNK REVOLUTION/ DON LETTS/ WOLLNY & KÜHN/ ANDREAS SCHAERER & KALLE KALIMA/ SHALOSH/ 4WHEEL DRIVE/ ANETTE VON EICHEL/ AKI RISSANEN/ ANDERS AARUM TRIO/ MAKIKO HIRABSHI TRIO
In dieser Woche mal das groovigste zuerst. TRAMP Records legt die kompletten ‚Space Dream‘ Sessions, aus der es vor 12 Jahren ‚nur‘ eine Kompilation gab, in Form von 2 LP mit je 7 bzw. 8 Titeln aus den damaligen ‚Wohnzimmer-Sessions vor. Die beiden Platten der THE FUNK REVOLUTION kommen als „Don’t go away“ und „Space Dream“ in streng limitierter Auflage und technisch auf den aktuellen Stand gebracht auf den Markt. Der Name des Projekts ist kein Fake, das spielt Funk, down and dirty, ohne Glamour oder Firlefanz, straight und mit ordentlich Druck. Der und die beflissene Deep Funk FreundIn sollten nicht zu lange fackeln ihren Lieblings-Dealer mit Nachfrage zu löchern.
Wem der Name DON LETTS nix sagt, bitte weiter scrollen. Falls aber Big Audio Dynamite durch den Kopf geistert: Dieser Herr gibt gerade (ist fast 70) die erste Platte unter seinem Namen heraus. Der Musiker, DJ, Radio Moderator, Ehrendoktor etc. bedient sich dabei der Hilfe von Tochter Honor und Freunden (u.a. John Cussack, Wayne Coyne) und verbreitet seine sozial- und weltkritischen Ansichten im Prinzip über relaxte Old School Reggae Grooves, die er mit Band in moderneres Soundgewand packt. „Outta Sync“ ist sicher keine ‚Pflicht‘-Platte, aber schön wenn m/f sie hat.
Wenn, dann im Paket heisst es derzeit bei ACT. Nach 3 Neuheiten im August, gleich 4 im September. Piano „Duo“ mit WOLLNY & KÜHN, Live aus der Alten Oper Frankfurt, „Evolution“ von ANDREAS SCHAERER & KALLE KALIMA, Stimme und Gitarre (und z.T. Tim Lefebvre am Bass), „Tales of Utopia“ des israelischen Trios SHALOSH (p,b,dr) und die kommerziell sicher interessanteste, das 2. Werk des Allstar Quartetts 4WHEEL DRIVE (Landgren, Danielsson, Haffner, Wollny), das seine sehr entspannte Mischung aus eigenen Schöpfungen und Lieblings-Titeln aus der Pop Welt fortsetzt. Die Jazzpolizei wird nörgeln, die Hörenden ohne Groll einfach geniessen.
Auffällig eigenständig intoniert Sängerin ANETTE VON EICHEL ihre meist eigenen Titel, unterstützt und getragen von drei Big Names der deutschen Jazz Szene (Sternal,p, Sieverts,b, Burgwinkel,dr) die durch ihre sparsame (positiv löchrige!) Umsetzung der Rhythmen in Balladen und Tempo „Belonging“ eine ganz besondere, zusätzliche Spannung mitgeben.
Musste ich auswählen, weil ich das Trompetenspiel von Verneri Pohjola liebe. Auf „Hyperreal“ spielt er mit Robert Ikiz (dr) im Trio von Pianist AKI RISSANEN. Die Musik pendelt zwischen rhythmischen Variationen moderner Jazz Auffassung mit durchaus freien Tonfolgen, bleibt dabei jederzeit harmonisch und beinahe romantisch in den Balladen.
Nordlichter. „Ozzlo Puzzle“; Die CD des norwegischen ANDERS AARUM TRIOs (p,b,dr) huldigt in 10 Kompositionen populären und weniger bekannten ‚Originalen‘ der Hauptstadt, von denen wir (hier!) sicher die wenigsten kennen. Einfühlsame kleine Personen-Beschreibungen in Klavier- und Combo-Arbeit. Und klingt dabei überhaupt nicht spezifisch nordisch!
Dafür reicht der verbleibende Platz nicht. Das MAKIKO HIRABASHI TRIO, (Makiko, p, Klavs Hovman, b, Marilyn Masur, dr) legt mit „Meteora“ ein in Tönen sparsam gehaltenes, fast abstraktes Werk vor, das sich nach mehrfachem Hören als ein fast genial strukturiertes Konzept erkennen lässt. Gestreute Einzeltöne des Pianos verdichten sich zu Melodien, die intuitive Schlagwerkerin ergänzt entsprechend zurückhaltend, der Bass gibt in schöner Regelmässigkeit einen runden Ton vor und alle zusammen erschaffen dabei Klänge von beinahe mystischer Schönheit.