Von Günter, 04.10.2023

JEREMY DAYS/ PETER BRODERICK & ENSEMBLE O/ ANOUSHKA SHANKAR/ DOMINIQUE FILS-AIMÉ/ GREG HUTCHINSON/ CRISTINA BRANCO

Jeremy Days – 7.10. im Gleis!

Danke für den Hinweis, die ist seinerzeit komplett an mir vorbei gegangen. Nach fünf Alben zwischen ’87 und 96 war Schluss. Nach nur 27 Jahren haben die JEREMY DAYS im vergangenen Jahr ihr 6. Werk „Beauty in broken“ vorgelegt. Eine Combo der Instrumental-Virtuosen waren sie nie, aber handwerklich gute Songs mit griffigen Harmonien (Brand new Toy!) können sie heute so gut wie früher. Bitte gern selbst überzeugen am 7.10. im Gleis.

Wer als Label Erased Tapes liest, weiss schon, dass nicht Easy Listening angesagt ist. PETER BRODERICK & ENSEMBLE O widmen sich auf ihrem „Give it to the Sky“ dem Schaffen von Arthur Russell. Genauer gesagt dessen nie wirklich veröffentlichter Platte ‚Tower of Meaning‘. Sie interpretieren die komplex geschichteten Werke des Schöpfers nicht ‚einfach‘ nur, sie ergänzen sie mit Ideen, die sie aus der Kenntnis seines Werks als passend und die Musik erweiternd definieren. Brodericks sparsame Synthi-Flächen und das Kammermusik-Ensemble harmonieren wunderbar.

Leider enthält die neue Platte (EP) von ANOUSHKA SHANKAR nur 4 Titel. Allerdings gehören diese knapp 20 Minuten der Sitar Spielerin mit Unterstützung von u.a. Nils Frahm und dessen Minimal-Einmischung zum schönsten, das ich in diesem Jahr gehört habe. Knapp 20 Minuten fast himmlische Harmonien, entspannt, losgelöst, „Chapter I: Forever for now“ ist der perfekte Einstieg in die kommende Trilogie.

Dominique Fils-Aimé – Individuelle Variante

Apropos Trilogie: DOMINIQUE FILS-AIMÉ startet ihre neue 3 Alben Reihe mit „Our Roots run Deep“. Die nicht nur in ihrer kanadischen Heimat gefeierte Sängerin hat ihren sehr eigenen Zugang zu Gesang im Jazz gefunden und entwickelt und dehnt ihre Fähigkeiten aus. Ihre ausgesprochen runde Mischung aus karibischem Flair, Gospel, Soul und Blues, kombiniert mit der Flexibilität einer kompakten Jazz Combo gibt ihren Worten und Gefühlen, ihrer Suche nach den eigenen und gemeinsamen Wurzeln den passenden Rahmen.

Bekanntgeworden als Drummer hinter diversen Jazz Grössen, von denen einige (u.a. K. Rosenwinkel, Vernon Reid, Nicholas Payton) zu hören sind, geht GREG HUTCHINSON auf „Da Bang“ eine Schritt auf ein mögliches jüngeres Publikum, dem Jazz eher fremd ist, zu. Er kombiniert komplexere Instrumental-Arbeit mit aus Hip Hop, Funk und Soul entliehenen Beats und Grooves. Dabei nutzt er die Fähigkeiten der mitwirkenden SängerInnen und Sprecher, in den sicher nicht Mainstream tauglichen Rhythmen einen inhaltlichen Zusammenhang aufzuzeigen und mit dem Stil des Vortrags auch Ohren aus der nicht Jazz Welt zu erreichen. Ambitioniert und überzeugend umgesetzt und bei weitem nicht so eindeutig Publikums orientiert wie seinerzeit US3 oder Guru. Braucht ein paar Anläufe mehr.

Cristina Branco – Fado lebt.

Im Verlauf meines Lebens hat er mich immer wieder eingeholt, der Blues. Vielleicht habe ich deshalb ein Faible für die portugiesische Variante, den Fado. Eine der grössten Stimmen dieses Fachs ist sicher CRISTINA BRANCO. Mit 18 Alben, von denen die meisten die Top Ten des Landes erreichten, ist sie in ihrer Heimat mindesten ein Star wie hier Udo L. Auf dem neuen Album „Mae“ (Mutter) tritt sie mit ihrem Trio aus Gitarre, Klavier und Bass einen Schritt aus der Tradition heraus um diese mit ihrem neuen Ansatz zu erweitern und aus der ‚Heimatlied‘-Schublade heraus zu holen. Ausgewählte Titel grosser Meister, dazu eigene Kreationen, präsentiert mit aussergewöhnlichem Handwerk und einer ausdruckstarken, unverwechselbaren Stimme lassen diese ‚alte‘ Musik neu, ja zeitlos, klingen.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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