Ohrenschmauch
Von Günter, 11.10.2023
HILDE LOUISE ASBJORNSEN/ FARAJ SULEIMAN/ RYMDEN/ WAETHER REPORT/ WILDES HOLZ/ JULIO RESENDE/ MILES DAVIS
Die ist nicht gedacht für das Candle Light Dinner, keine alten Crooner ‚Schnulzen‘ in elegantem Gewand, sondern eher für die Feier (Weihnachten?) im grossen Rahmen. HILDE LOUISE ASBJORNSEN vertont mit ihrer kleinen Big Band, immerhin 11 Mann hoch, dem KABA ORCHESTRA Songs aus ihren vorhergehenden Alben in neuen, ziemlich fetzigen Swing Versionen. Hervorragende Sängerin, ausgebuffte Instrumentalisten begeistern mit „A Swing of its own“ das Publikum bei dieser Live Aufnahme.
Jazz Fans werden ihn wohl kennen, für mich ist FARAJ SULEIMAN ein neuer Name. In wechselnden Besetzungen mit 2, 3, 4 und 5 Musikern erzählt er instrumental seinen Weg aus einem palästinensischen Dorf in die Welthauptstädte des Jazz. Pendelnd zwischen Anklängen seiner klassischen Klavier Ausbildung, Rock Riffs, Fusion Ausflügen und ein wenig Tradition, die sich in den Titeln mit 2 Oudisten niederschlägt. Meine Highlights auf „As much as it takes“ sind die 2 Titel, auf denen Erik Truffaz zum Zuge kommt.
Sie waren von Anfang an weit mehr als die Fortsetzung von E.S.T. (Esbjörn Svensson Trio). Die verbliebene Rhythmusgruppe (Öström/Berglund) fand in Bugge Wesseltoft den austrainierten Pianisten mit dem passenden Explorer Gen. Mit dem dritten Studio Album sind RYMDEN auf dem momentanen Höhepunkt ihrer musikalischen Möglichkeiten angekommen. Der erste Titel auf „Valleys & Mountains“ lebt von Akkordfolgen, die mich an bluesigen Südstaaten Rock erinnern und wird entsprechend mit feiner Gitarrenarbeit von Herrn Scofield versehen. Desweiteren finden sich entspannte Balladen Motive und, besonders wenn die elektronischen Tasten im Einsatz sind, Rhythmik, Harmonie und Sound, in allerbester WEATHER REPORT Tradition. Fast zu melodisch und eingängig für ein echtes Jazz Album.
Apropos: Die erfolgreichsten 3 Werke des Teams um Joe Zawinul und Wayne Shorter gibt’s wieder neu auf LP! Heavy Weather, Tale Spinnin, und Black Market.
„25 Jahre auf dem Holzweg“ passt als Titel wunderbar zum Humor von WILDES HOLZ. Mit ihren ungewöhnlichen Adaptionen internationaler Hits und subtil angeschrägten eigenen Eigengeschöpfen erstaunen, überraschen und unterhalten sie landauf landab seit 25 Jahren. Aus dieser langen Zeit schöpfen sie das Material für diese Jubiläums ‚Best of‘. Auf CD 1 reisen sie von Summertime über den Walk on the Wildside und den Highway to Hell zu Pippi Langstrumpf in 12 Episoden, Platte2 widmet sich dem Eigenen. Auch hier schwingt der Humor schon in den Titeln mit. Kurzweil von der Kleinkunst-Bühne!
Jaja, letzte Woche gabs auch schon Fado. Aber mit Gesang. In dieser Woche instrumental! JULIO RESENDE nennt seine Combo Fado Jazz und widmet sein „Sons of Revolution“ der 1974er ‚Nelken-Revolution‘, die Portugal die Freiheit und Demokratie brachte. In 11 melodieverliebten Titeln zeigt der Pianist seine kompositorische Klasse, das Quartett kommt weit weniger zum Einsatz als der Mann an der portugiesischen Gitarre. Mit dem liefert er sich emotionale Tonwechsel und Zwiegespräche. Im Geiste des Jazz mit Fado im Herzen.
MILES DAVIS QUINTET „In Concert at the Olympia, Paris 1957“. Barney Wilen, René Urtregger, Pierre Michelot und Kenny Clarke setzen den starken Background, auf dem Miles seine inspirierten Melodie-Phrasen und Soli glänzen lassen kann. Natürlich kriegen auch die Kollegen Raum zur Entfaltung. Die Musik ist fast so alt wie ich, aber deutlich frischer!