Von Günter, 18.10.2023

MO‘ HORIZONS/ OPENTHEBOX TRIO/ ROBERT KRETSCHMAR/ ED MOTTA/ EIVIND AASET & JAN BANG

:Mo Horizons – Aus Bosshannover!

Sagen die alten Leute immer. Wo ist bloss die Zeit geblieben? Ich kann’s kaum glauben, dass das 1. Album der MO‘ HORIZONS, von dem einzelne Titel auf gefühlt 1000 Kompilationen der Lounge-Ära zu finden waren, schon über 20 Jahre alt ist. Jetzt erscheint Album Nr. 7, „Mango“. Das Produzenten Duo bleibt seinen Vorlieben weiterhin treu, Sounds von Brasil über Latin, Karibik bis Afrika in einen süffigen Mix Cocktail zu verwandeln. Geschickt gesampelte Stimmen, dazu frisch eingesungene Parts von SängerInnen, bestens passend zum hinterlegten Groove. Einziges Manko: Vielleicht ein wenig spät fertig geworden für die ultimative Sommerplatte.

Das OPENTHEBOX TRIO aus g,b,dr, verstärkt sich auf „Unperfect Buildings“ auf einzelnen Titeln mit dem Hammond Sound Spezi Kit Downes. Etwas ungewöhnlich ist vielleicht, dass der Drummer die Combo leitet. Mit Kontrabass ausgestattet ist Rock-Jazz ohnehin aussen vor. So entwickeln die drei ihre meist melodischen Titel eher gemächlich mit viel Raum für’s Individuelle. Und mit einem Gitarristen, der eher nach 60ies Schule oder vielleicht Abercrombie klingt, kommt weder die Fingerfertigkeit noch die Harmonie unter die Räder, selbst wenn der eine oder andere Titel ein wenig ‚um die Ecke‘ arrangiert ist.

Auf der Suche nach einer intelligent in Klang und Stimmung übersetzten Musik? Dieser Schlagzeuger singt auch noch. In nicht perfektem Englisch, dafür sanft, unaufdringlich und authentisch. Der Wahl-Berliner ROBERT KRETSCHMAR hat für sein „Homecoming“ 10 eigene Songs zusammengestellt, die sehr gut zum leicht melancholisch geprägten Herbst passen. Über den eng kontrollierten Instrumentenaufwand, dem weder angebrachte Streicher noch erkennbarer Groove fehlen, legt er seine charmant schmalspurige Stimme und berichtet aus seiner Gefühlswelt.

Ed Motta – Der Koloss von Rio

Vermarktet wird er als der Koloss von Rio, auch wenn das Schwergewicht (in jeder Hinsicht) ED MOTTA mittlerweile in Berlin lebt. Für sein aktuelles Album „Behind the Tea Chronicles“ hat er sich von Filmen und Fernseh-Serien inspirieren lassen. Dabei reicht die Bandbreite seiner 11 neuen Songs von grossen Band Arrangements mit Streichern, Bläsern und Background Stimmen zu fett rollenden Soul und Funk Titeln, die er mit seiner sanften, warmen Stimme veredelt. In der Komplexität der Songs verrät er seine Liebe zum Jazz, den erkennbar deutlichsten Einfluss auf seine Musik der letzten Jahre haben die Herren Fagen und Becker, auch bekannt als Steely Dan. Harmoniefolgen, Rhythmuswechsel, der Einsatz von Breaks und Tasten, ja selbst die eingebundenen Gitarristen versuchen sich in den ungewöhnlichen Tonfolgen des Herrn Becker. Auch in Punkto Sound sind die beiden seine Vorbilder. Passt gut zu seinem Label MPS.

Eivind Aarset & Jan Bang – Raum? Zeit? Groove?

Auch wenn ich mir neue Werke der beiden Klangtüftler EIVIND AARSET & JAN BANG kaum häufiger als 2x im Jahr in Gänze anhöre, freue ich mich jedes Mal über deren neuen ‚Stoff‘. Auch die aktuelle „Last two Inches of Sky“ bewegt sich durch deren Sound Universum. Abstrakte Klanglandschaften, die sich abseits von Rhythmus, Raum und Zeit bewegen, dabei nie Harmonie als Vorsatz haben und auf dieser Ausgabe sogar ausnahmsweise mit echten Grooves positiv kollidieren. M/F höre „Legion“, das ein wenig an Sly & Robbie erinnert und durch ‚Lady Marmelade’s Stimme (Nona Hendryx) das Zeug zum Ohrwurm hat. Jazz is not Dead, it just… (FZ)

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Günter Günter

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