Ohrenschmauch
Von Günter, 25.10.2023
BOMBAY BICYCLE CLUB// PRINCESS GOES/ DAWN BROTHERS/ DOC HEYNE/ GJERMUND LARSEN TRIO/ MAIIAH & THE ANGELS OF LIBRA/ DRIFTWOOD QUARTET/ FRODE HALTLI AVANT FOLK
In der Kürze…. Das neue Werk des BOMBAY BICYCLE CLUB entspricht für mich nicht ganz dem Titel „My Big Day“. Einige flüssige, eingängige Songs, zwischendurch jedoch unnötiges Getöse. Vielleicht habe ich zuviel erwartet.
Auch die mir bisher nicht bekannten PRINCESS GOES liefern mit „Come of Age“ in nicht mehr wirklich neuem Post Punk/Indie Rock keine wirklich erhellenden handwerklich oder musikalischen Neuigkeiten.
Deutlich unterhaltsamer finde ich da schon die DAWN BROTHERS mit ihrem „Alpine Rock“(nicht wg. Auto, wg. Berge). Zwischen Roy Orbison Riffs und zwar zerrigen aber harmonischen Gitarrenklängen mischen sie Rock und Soul Elemente in ihr leicht Retro orientiertes Album. Wirken dabei frisch, motiviert und optimistisch. Konservativ und doch modern!
Schon aus 2021 aber an mir vorbei gegangen ist das 5 Album des lokalen Gitarren-Virtuosen DOC HEYNE. Auf „Penta“ gibt’s strammen Hard Rock, ohne störenden Gesang (bis auf ein paar Samples) mit starkem Sog zur Prog Kiste. Vielseitig harmonisch, rhythmisch komplex und raffiniert arrangiert, natürlich in der entsprechenden Ausstattung mit doppelter Bass Drum und 5 Saiten auf dem Bass.
Bei den ‚Nordlichtern‘ nicht ganz ungewöhnlich traditionelle Harmonien in Jazz geschulter Virtuosität zu einem neuen Status zu verhelfen. Dabei nutzt das GJERMUND LARSEN TRIO ausschliesslich selbst geschaffenes Material. Der Namensgeber spielt Fiddle, wird unterstützt und begleitet von Kontrabass und Piano. „Toyen Sessions“ bringt ambiente, fliessende Stimmungen in positiver Melancholie, ausgeführt mit dem Wissen, wie wichtig die Zeit zwischen den Tönen ist.
Schon die dritte Platte in kürzerer Zeit: MAIIAH & THE ANGELS OF LIBRA. Auf dem Album ohne Titel ist Maiiah die neu dazu gekommene Sängerin, die mit ihrer Vorliebe für die Soul Musik der Vergangenheit hervorragend zu den Angels passt. Ohne Schnickschnack, quasi nach ‚Live im Studio‘ klingend trägt sie ihre Meinung zum derzeitigen Gesellschafts-Zustand mit kräftiger Stimme vor. Wobei die Angels mit ihrer Routine in passenden Retro Klängen den optimalen Background liefern. Mit Bläsern, wenn angebracht oder strammen Beats wenn gefordert. Würde ich z.B. in Cafe oder Kneipe lieber hören, als jede möglich spott ify Playlist.
Da ist sie: Die Jazz Thing next Generation Vol. 100. Und Überraschung, kein moderner oder freier Jazz, sondern Fusion (nannte m/f früher Rock Jazz). Das DRIFTWOOD QUARTET aus der Schweiz spielt in paritätischer Besetzung mit sax,b,g,dr. Diese 4 Damen und Herren entfernen sich auf „Litha“ weit vom in den 70ern üblichen Schneller, Höher, Weiter, spielen gemeinsam in Harmonien, lassen alle Beteiligten zu Wort (zur Improvisation) kommen, können Tempo, komplex, rhythmisch variabel und sogar lyrisch. Da kann ich nur sagen: Sehr gut ausgesucht für das Jubiläums Modell.
FRODE HALTLI AVANT FOLK ist keine Kampftruppe aus dem HdR. Vielmehr eine vielköpfig besetzte Grosscombo, die in ihrer Musik Tradition und Moderne verknüpft mit stellaren Klängen und Soundscapes unbekannter Herkunft. Die jeweilige Stimmung gibt der Leader mit seinem Akkordeon vor, lässt die lang ausgespielten Titel von den KollegInnen entwickeln, verfeinern und auch mal ausfransen. Dieses „Avant Folk Tryptik“ mit nur 4 wirklichen Tracks enthält von Frei bis Groove auch entfernteste Einflüsse, ist Frodes 3. Anlauf eine Musik zu schaffen, die das Gestern kennt, das Heute praktiziert und das Morgen in Angriff nimmt. Keineswegs eine Spielerei, die m/f vom Label Jazzland auch nicht erwarten sollte.