Von Günter, 08.11.2023

RED HOT & FELA/ CAN YOU FEEL IT 4/ GOLDEN RULES: THE ORIGINALS 3/ SMOOVE & TURRELL/ SOPHIE TASSIGNON/ THIRD MIND/ FUNNY VAN DANNEN/ BERNADETTE LA HENGST

Vorweg eine ‚olle Kamelle‘. Die bereits 10 Jahre alte RED HOT & FELA Kompilation, auf der eine bunte Mischung jüngerer KünstlerInnen mit eigenständigen Variationen ihrer Favoriten Tracks dem Erfinder Tribut zollen, kommt in diesen Tagen zum Jubiläum als Doppel LP in die Läden (ist Plural in MS noch angebracht?) Allein schon wegen der Kronos Quartett mit Gästen Version von ‚Sorrow, Tears and Blood‘ dringend empfohlen.

Can you feel it 4 – CYFI 4/Soul&Funk 76-85

Und es wird noch tanzbarer! Die Damen und Herren von TRAMP Records haben für ihr „CAN YOUN FEEL IT? 4“ wieder Archive durchforstet, in diesem Fall die Zeit von 1976-85 und dabei 15 Tracks herausgefischt aus Modern Soul, Disco und Boogie, die schon damals sichere Tanzflächenfüller gewesen wären, hätte sie jemand regelmässig öffentlich gespielt. 15 Tracks, zum Teil von deutschen Interpreten, der grösste Teil nie in grösserer Auflage erschienen, lassen nicht nur die Füsse wippen.

olden Rules 3 – Aktuelle Variante

In die gleiche Kerbe schlägt „GOLDEN RULES: THE ORIGINALS 3“. Wesentlicher Unterschied, es sind ‚nur‘ 14 Tracks, und, alle sind aktuell, sprich aus jüngster Zeit. Alle Beteiligten huldigen jedoch den gleichen Grooves aus tanzbaren Soul Tracks, Funk und sogar etwas funky Jazz. MusikerInnen und Projekte aus aller Herren Länder von Australien bis Estland verwirklichen ihre Vorstellung vom ‚idealen‘ Sound. Gemeinsam ist beiden, dass wirklich nur sehr eingeweihte die Namen der InterpretInnen kennen.

Auch SMOOVE & TURRELL zielen auf Tanzbeine. Bereits Album Nummer 7 und hierzulande immer noch ignoriert. Auf „Red Ellen“ entfalten sie ihre knackigen Grooves, zusammengebastelt aus Funk Rhythmen, fliessenden Melodien und ganz viel 80er Jahre Optimismus. Der allerdings durch die gehaltvollen Texte etwas relativiert wird. Selbst dieses raffiniert gestrickte Album wird hier sicher wieder unter dem Radar bleiben, die ‚local citizens‘ tanzen, wenn überhaupt, dann nur auf Songs, die sie schon kennen.

Genug Tempo, Sängerin SOPHIE TASSIGNON hat für ihr „Khyal“ extra eine neue Sprache gelernt. Mit ihrer 4 köpfigen Band (g,b,dr, sax) bietet sie zeitgemässen Jazz mit leichten Rock Einflüssen und trägt die Texte auf Arabisch vor. Nicht nur das, auch Tonfall und Nuancen trifft und interpretiert sie überzeugend und schafft samt Combo eine ungewöhnliche Verbindung aus Klangwelten, Rhythmen und Harmonien zweier höchst unterschiedlicher Kulturen.

Third Mind – Psychedelic Americana

Schlichter geht kaum, THIRD MIND betiteln ihr neues Werk mit „2“. Das Projekt des Gitarristen Dave Alvin mit 3 Kollegen (g,b,dr) plus Sängerin Jesse Sykes bietet auf den 3 Seiten der Platten ‚nur‘ eine Eigenkomposition im Verbund mit 5 Lieblings Songs der Beteiligten. Leicht psychedelische Americana mt herausragender Sängerin ist stark untertrieben. Ohne feste Arrangements oder andere Vorgaben quasi Live im Studio eingespielt, wobei gerade die ungeplanten spontanen Jams (besonders ‚Sally…‘) der Musik ihre faszinierende Note geben.

FUNNY VAN DANNEN präsentiert zur aktuellen Tour als ‚Best of‘ sein „23 alte und 3 neuere Lieder“ auf CD und 2LP. Auch als Konserve eine gute Wahl.

Dagegen hat BERNADETTE LA HENGST ein Dutzend neue Songs für ihre „Visionäre Leere“ zusammen gestellt. Mit heller Stimme untersucht sie Strukturen unter der glatten Oberfläche. Traurigkeit, Verzweiflung, jedoch nie ohne Hoffnung. In knappen, aber gekonnt gestrickten Arrangements setzt sie zumindest ihre vorhandene Vision in Szene.

Archivtexte Ohrenschmauch

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