Von Günter, 15.11.2023

ISABEL PABST/ BEIRUT/ XTC/ KING CRIMSON/ BROCKDORFF KLANG LABOR/ ROY NATHANSON/ NO-NO BOY/ ALABAMA 3

Heute startet der Ohrenschmauch mal ganz leise und zart. Introvertiert und minimal ist fast schon eine Übertreibung für ISABELL PABSTs „Als die Stille aus der Zeit fiel“. Zu spärlichster Begleitung, die weniger musikalische Produktion als vielmehr ein zu ihrer Flüsterstimme passendes Sound Design ist, trägt sie ihre Botschaften aus Erfahrung und Erfindung vor. ‚Wie viel Menschen waren glücklich, dass Du gelebt hast‘ ist für mich der Song Titel des Jahres.

Die Basis für sein neues Werk „Hadsel“ hat er auf einer Kirchenorgel eingespielt. Ergänzt um selbst gespielte Instrumente von Perkussion zu Ukulele macht BEIRUT hier alles im Alleingang. Langsam, beinahe sakral singt er sich durch 12 neue Titel, die wieder absolut anders klingen als die Vorgänger.

Time Tunnel! Nein nicht die m.E. völlig überbewertete neue Beatles Single. Für musikalisch Umtriebige gibt’s das ‘84er Album von XTC „The Big Express“ in von Steven Wilson überarbeiteter Version. Erstklassige Songs und durchaus rockende Momente kennzeichnen das Werk. Dazu eine BluRay mit endlos mehr Material, von Dolby Atmos über Surround bis zur aktualisierten Stereo Version und diversen extra Tracks.

Noch weiter zurück: „Larks Tongues in Aspic“, aufgenommen 1973, liegt jetzt als Doppel CD plus Doppel BluRay vor. Diese Jubiläums-Version wurde ebenfalls von Steven Wilson, hier zusammen mit David Singleton, Tontechnisch neu aufbereitet. Den gesamten Inhalt dieses KING CRIMSON Klassikers anzugeben würde diese Seite sprengen, Eingeweihte sind ohnehin sicher schon im Bild. Oder ask your local Dealer!

Zurück in die Zukunft. Das Leipziger BROCKDORFF KLANG LABOR ist dem zeitgenössischen Elektro Pop Lichtjahre voraus. In diversen Stimmen, Sprachen, Beats und Sounds erforschen sie das Wesen des Songs allgemein, demontieren ihn und setzen ihn in ihre ganz eigenen Version um. Sollte m/f zumindest gehört haben, allein schon als intelligente Gegenversion zum Standard Radio Pop.

Saxofonist ROY NATHANSON begegnete mir erstmalig mit John Luries Lounge Lizards. Sie nannten das seinerzeit ‚Fake Jazz‘. Letzterem ist der Herr treu geblieben und legt mit „82 Days“ eine Nachbearbeitung seiner 82 Tage währenden Solo Darbietungen auf dem heimischen Balkon während des Lockdowns vor. Traditionals, Pop Klassiker und eigene Gewächse, meist in allein oder zu zweit Variation von einem Musik Allrounder, der ‚längst seine eigene Kategorie aufgestellt hat. Diese Kollektion von Songs ist eine Einladung an Menschen aller Generationen, Sozialisationen, Bildungsschichten und musikalischen Nischen, nicht nur ihm, sondern auch einander zuzuhören`(Zitat W. Kampmann).

Wunderbar anders klingende Singer/Songwriter Klänge bieten NO-NO BOY auf ihrem „Empire Electric“. Die üblichen Instrumente, zurückhaltender Gesang, dazu Banjo und Instrumente aus dem asiatischen Raum, zeitweise unterlegt mit Field Recordings. Charming!

Genre Grenzen oder die Festlegung auf einen konkreten Stil sind für ALABAMA 3 keine Option. Mit ihren „Cold War Classics Vol. 2“ verteilen sie einen Rundschlag auf Um- und Zustände der (nicht nur) heutigen Zeit. Zitat: ‚Es gibt nichts Langweiligeres als eine polemische Tirade auf einem Album, in der Dunkelheizt muss immer auch ein bisschen Spass stecken‘. So gibt’s Songs, konventionell instrumentiert mit Folk-, Country-und Pop Einfluss, geradlinige Rocker, mal weniger und mal mehr böse vorgetragen, inklusive dem ‚The Influencer Blues‘. Da macht es auch nichts, dass Alabama 3 aus 7 MusikerInnen bestehen.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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