Von Günter, 29.11.2023

EL TRIO/ MOONMOT/ RAY ANDERSON & BOBBY PREVITE/ ALPACCAS COLLECTIVE/ GHOST WOMAN/ OPEZ

Jubiläen allenthalben! 375 Jahre Westfälischer Frieden, 60 Jahre Carrera und….. exakt in Ausgabe 48 des Jahres 1993 erschien an dieser Stelle der 1. Ohrenschmauch. Grob geschätzt 9.000 CDs und LP vorgestellt in 30 Jahren und nein, die stehen nicht (mehr) alle bei mir ‘rum.

E l Trio – Grüsse an Joe & Wayne

Maximale Freude hatte ich in dieser Woche an der (leider nur) CD des EL TRIO. John Beasley, Keys, José Armando Gola, Bass und Horacio El Negro Hernández, dr, brennen ein Feuerwerk an harmolodischer Improvisations- und Zusammenspiel Kunst ab. Vom fingerfertigen Bassisten über den flexiblen Drummer zum soundverliebten Keyborder und Arrangeur, beinahe alles auf dieser CD ruft bei mir beste Erinnerungen an die ‚Tale spinnin‘ Phase von Weather Report hervor. Keine Panik, der Faktor Jazz kommt auf „Live in Italy“ definitiv nicht zu kurz!

Der kommt auch bei MOONMOT’s „350 Million Herring“ nicht zu kurz. Mit 2x Sax, Posaune, Rhodes Piano und Rhythmusgruppe improvisiert sich dieser Sechser durch 6 meist überlange eigene Titel und zelebriert mit grosser Ernsthaftigkeit seine Vorstellung vom Jazz des 21. Jahrhunderts. Ist auf CD eine echte Herausforderung für die Hörenden, die jedoch sowohl die Ohren öffnet als auch lang gehegte Erwartungen an neue Veröffentlichungen unterläuft.

Zwei weitere Experimentierfreunde nennen ihre Duo Platte „Double Trouble“. Mit Posaune und Drums ergänzen und umspielen sich RAY ANDERSON & BOBBY PREVITE, lassen gelegentlich sogar sowas wie Groove durchscheinen, bedienen sich allerdings meistens in Frage und Antwort und auch beides gleichzeitig. Beide über 70 Jahre alt, aus dem New Yorker 80er Jahre M-Base Umfeld und immer noch sehr frisch und beweglich.

Alpaccas Collective – Aus Belgien um die Welt

Jetzt aber mal was zum Fusswippen plus!Das belgische ALPACAS COLLECTIVE begibt sich mit seinem 2. Longplayer auf eine Reise durch die Welt der Rhythmen. 11 Personen stark plus Gäste finden sie Gefallen an Deep Funk, Afro Beat, indischen Ragas, angereichert mit Psycho-Dub und creolischen Raps. „Big Words“ liest sich deutlich wilder als es klingt. Durchlaufende Grooves und Beats, gut gesetzte Bläser, Vocals, wo es was zu sagen gibt, afrikanische Instrumente und natürlich (?) eine ordentliche Portion Einfluss von Fela. Spannend zu hören, gleichzeitig erstklassige Partymusik für alle, die nicht nur bei Helene tanzen.

Dass ich langsam (siehe oben) zu alt werde für die Musik der übernächsten Generation, damit muss ich mich abfinden. Aber, dass diese jungen Leute die Musik nachleben (kopieren?), die mich als Youngster in die Branche gelockt hat, irritiert mich. Velvet Underground gab’s doch schon in allen Verästelungen. Macht GHOST WOMAN scheinbar nichts aus. Hebt sich natürlich sehr positiv vom derzeitigen Radio Pop (aus Hip Hop, Deutsch Trap und gepitchten Stimmen) ab. Auf „Hindsight“ gibt’s Nach-Punk, Echo-Gitarren, schroffe Akkorde und ab und an Anleihen an UK Bands der80er. Echt nicht schlecht, aber schon sehr oft gehört.

Opez – Absolut entspannt

Schon die erste Platte von Massi Amadori und seinem beinahe 1 Mann Projekt OPEZ hat mich aus dem Stand begeistert. Auf seinem „Soul Limbo“ setzt er seine eigenwillige Klangvorstellung noch präziser um. Twang Gitarre mit reduzierter Begleitung in nicht nur Schönklang, immer langsam im Tempo, erzeugt so Stimmungen und Atmosphären von altmodischem Soundtrack zu Spaghetti Western Style zu Peter Green (oder Shadows?) Instrumentals der späten 60er. Dazu sage ich das gemeinst-mögliche: Ideal zu bequemer Sitzposition und dem Getränk nach Wahl.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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