Ohrenschmauch
Von Günter, 13.12.2023
AKTENZEICHEN XY UNGELÖST/ ELLA FITZGERALD/ COCOTÁ/ RASGUEO/ DJ SHADOW/ CLAUDE DIALLO SITUATION/ TheEEs
Musik zum Film war schon immer eine spannende oder interessante Angelegenheit. Durch Musik zu Serien haben nicht wenige KünstlerInnen ihre Popularität extrem steigern können. Für die ganz Hartgesottenen gibt’s jetzt auch noch die bislang unveröffentlichte Musik zur Sendereihe „AKTENZEICHEN XY UNGHELÖST. ‚Ede‘ Zimmermann würde es freuen.
Noch was von früher. Die erste in loser Folge erscheinender Live-Mitschnitte vom NSJ (North Sea Jazz Festival) stammt aus dem Jahr 1979 mit der Jazz Legende ELLA FITZGERALD. 12 Songs, auf denen sie ihre Klasse zeigt, nur auf weissem Vinyl.
cocotá nennt sich das Stimme (weiblich) und Gitarre (männlich) Duo und findet auf der EP “Silent Invasion“ einen sehr eigenen Weg der Vermischung und Ergänzung. Keine Vokal-Akrobatik, kein Saiten-Gegniedel, dafür Harmonien mit dezent eingebautem auswärtigem Einschlag und Texten, die sich nicht an der Oberfläche aufhalten.
Den griechischen Gitarristen Nikos Tsiachris mit seinem Faible für Flamenco gab es hier schon mal. Jetzt im Quartett RASGUEO mit Trompete, Bass und Drums. Zur Eröffnung ein wenig ‚Scetches of Spain‘-Verwandtschaft, danach entwickelt die kleine Besetzung als eher spanisch erkennbare Harmonien mit erstaunlicher Ruhe in beinahe filigranen Strukturen. Zwei melodiesichere Virtuosen mit einer auf den Punkt sicheren Rhythmus Unterstützung. Jazz meets Flamenco ist nicht neu, die Ausführung auf „Eleven“ aber sicher eine Bereicherung.
Mit der neuen (aus Oktober) Platte von DJ SHADOW „Action Adventure“ komme ich gar nicht klar. Entweder bin ich zu alt, oder das von ihm vorgelegte Material ist zu ‚Old School‘. Sampling- und Soundtechniken sind m. E. schon einige Schritte weiter, selbst wenn er seine Musik quasi Live aus Platten basteln sollte. Ist mir das vielleicht einfach zu intellektuell?
Gina Schwarz,b, Christoph Helm,g und Schlagzeuger Max Plattner legen als Trio ELMO NERO unter dem gleichen Titel eine CD vor für meine Schublade ohne Namen. 12 kleine Preziosen ohne Gesang mit Titeln, die auf vorhandenen Humor hinweisen. Entsprechend intonieren sie das Material. Von jazzigen Improvisationen auf erkennbarem Rhythmus zum ProgRock Riff und zurück, zum Blues Gitarrensolo zu uptempo Jazzrock zur romantischen Ballade, die dann doch noch zur ‚richtigen Jazznummer‘ wird, in der sich Bass und Gitarre wunderbar einander zuhörend umspielen. Mein Favorit dieser Woche.
Eine zum Thema ‚ist das Jazz oder kann das weg?‘ (Spass!) Der Pianist in seiner CLAUDE DIALLO SITUATION erinnert mich an Bruce Hornsby, wobei er allerdings deutlich weiter gefasst durch die Harmonien schweift. Bass und Drums unterstützen ihn dabei auf „The Abraxas Sessions“ in von Swing durchsetzter Detailarbeit. Müssen jedoch nicht immer hintenan stehen und wie es sich bei einer Live Aufnahme gehört, auch den einen oder anderen Chorus extra solieren. Geboten werden 6 eigene Kompositionen plus 1 von H. Carmichael und 1 von Wolfgang Lackerschmid, der das Trio auf 3 Titeln mit seinem Vibrafon auf unnachahmliche Weise ergänzt.
Bei dieser hat sich mein Ohr mehrere Tage verfangen. TheEEs, das Projekt von André Neundorf und Claus Hartisch findet zusammen mit diversen Gästen (allein 5 Stimmen) ein feine Mischung aus Vintage Soul mit entsprechenden Instrumenten (Fender Rhodes, Wah Wah Gitarre…) und zeitgemässen Grooves, die sich aus unterschiedlichsten Quellen bedienen. Acid Jazz, Latin, Reggae…). Dabei geschickt die Soul und Funk Vergangenheit zitierend sie in einen aktuellen Zusammenhang bringt und in einen ansteckenden Flow verwandelt.“Temptations of Sound“!