Von Günter, 31.01.2024

INVENTIONI MATER/ DANIELLE NICOLE/ KATY KIRBY/ JAKOB MANZ PROJECT/ PARZHUBER TRIO/ SOFIA RUBINA/ YOUN SUN NAH

:Inventionis Mater – Zappa wie noch nie

Da hat der alte Hippie in mir Spass! INVENTIONIS MATER nennt sich das Trio, das auf seinem „Dimention(i)s Mat(t)er“ gleich 10 Titel von Frank Zappa interpretiert. In extrem aufgeräumter Besetzung mit akustischer Gitarre/Mandoline, Klarinette und Kontrabass plus Gäste auf einzelnen Tracks arbeitet es sich ernsthaft und handwerklich ausgebufft durch das Repertoire. Von ‚More Trouble‘ über ‚Evelyn‘ und ‚Cosmic Debris‘ zu ‚Filthy Habits‘. Und wie! Nahe an den Originalen, exzellente Akustik-Gitarren Arbeit und für die Authentizität sorgt der Ex-Mothers Frontmann Napoleon Murphy Brock mit Stimme und Sax. Zappa wie noch nie, nur für Fans!

Fest auf den Brettern, die die Welt bedeuten, steht DANIELLE NICOLE. Mit kräftiger, variabler Stimme verbreitet sie ihre Gefühle und Ansichten, spielt selbst den Bass in der passend ausgestatteten Band. Auf „The Love you bleed“ breitet sie eine ganze Palette Blues-basierter Variationen aus, kräftige Rocker oder Country Einschlag, Slow Blues oder soulige Ballade. Sie beherrscht Gestus und Ton. Siehe auch Beth Hart.

Auch KATY KIRBY schreibt ihre Songs selbst. Lässt sich aber nicht so eindeutig verorten wie Danielle. Überwiegend akustisch angelegte Songs, zweifelnd, unsicher, in gewisser Weise jedoch bestimmt singt sie über ihre Erfahrungen. Ihre Stimme variiert zwischen lieblich und durchaus offensiv und die Songs gehören harmonisch sicher zu den besseren der aktuellen Songwriter-Szene.

Eine von 2 Neuheiten des Labels ACT ist die zweite Platte des JAKOB MANZ PROJECT. Mit dem Bandleader am Sax und seinen vier Kollegen (b,dr,keys,perc) plus ausgewählten Gästen geht es auf „The Answer“ überwiegend temporeich und virtuos durchs Material. In einzelnen Passagen erinnert es mich an den spät 70er Westcoast Jazz, allerdings ohne den damals unbedingt gewollten Schönklang. Sowohl im flotten Tempo als auch in lyrischen Passagen fällt auf, wie gut diese 5 aufeinander eingestellt sind. Moderner elektrischer Jazz ohne Scheuklappen vor Vergangenheit oder gar funkigen Grooves.

Mit einem ziemlichen Gewitter startet die „Snap-reading Method“ des PARZHUBER TRIO. Mit Drums, E-Bass und Saxofon bewegt es sich im weiten Feld zwischen freiem Flug, knackigen Rhythmen und Prog Rock in Mini-Besetzung. Dem beinahe hyper-aktiven Drummer steht der fingerfertige Mann am Bass nichts nach, zusammen bilden die beiden das Fundament für die virtuosen Ausflüge des Saxofons. Äusserst intensiv!

Sofia Rubina– nadann…weltweit!

nadann.weltweit! Aus Estland erreichte uns die CD von SOFIA RUBINA zur Vorstellung im Ohrenschmauch. Der Titel „I am Soul“ führt ein wenig in die Irre, erklingt hier doch nicht, wie von mir erwartet, Retro Soul aus dem Nordosten, nein Sofia singt eindeutig Jazz. Was bei der Besetzung b,dr,p plus ab und an Strings nicht überrascht. Neben wenigen fremden Werken finden sich ihre eigenen Arbeiten, aus denen sich eine Vorliebe für die ‚klassischen‘ Sängerinnen des Soul heraus hören lässt, für das Trio arrangiert. Besonders auffällig, ihre Version von Ch. Coreas ‚Open Your Eyes…‘, das mir von Flora Purim gesungen noch immer im Ohr ist.

Youn Sun Nah – Einfach wundervoll

Zum Schluss ganz kurz, weil ganz schön. YOUN SUN NAH singt auf ihrem „Elles“ zum selbst gespielten Kalimba und den verschiedenen Pianos von Jon Cowherd Songs, die durch Sängerinnen weltberühmt wurden, von ‚Feeling good‘ über ‚My funny Valentine“ zu ‚Killing me softly‘. Hochemotional intoniert und allersparsamst begleitet. Einfach wundervoll. Auch auf LP.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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