Von Günter, 20.07.2011

MIGHTY SPARROW/ JOSS STONE/ DAVID BYRNE/ TANGO TRANSIT/ ORCHESTRE POLY RYTMO

Beseelter Afro Beat aus Benin

Zu privat finanzierten Autobahnen fällt mir nur ein, dass die Kosten für den Transport unseres elektrischen Stroms nicht billiger werden, nur weil die Überland-Leitungen im Besitz von privaten Betreibern sind.


Sehr schnell erwachsen geworden?

Deshalb gleich zu MIGHTY SPARROW’s Soca Anthology mit dem Titel „Doctor Bird“. Selbst für den interessierten Bewohner der norddeutschen Tiefebene ist dieses Ding eine echte Herausforderung. 2CDs plus eine Konzert-DVD, die ich allerdings noch nicht gesehen habe, 2 x 15 Titel aus nahezu allen Genres der karibischen Musik allein zum Hören. Natürlich viel uptempo Soca, ebenso Calypso aber eben auch mal eine beinahe Ballade. Textlich zwischen anzüglich und Sozialkritik, Machismo und Lebensweisheiten, alles natürlich mit einer ordentlichen Prise Humor und am Ende (der älteste Track dieser Platte datiert aus 1956..,geboren wurde er in den 30ern) der Karriere des „Calypso King of the World“ mit einem gewissen Laissez faire. Freunde des Genres kommen nicht daran vorbei, Neuzugänge sollten nicht unbedingt beide Platten hintereinander hören….


Lebendig, kraftvoll

In der vergangenen Woche gab es hier DAVE STEWART mit seiner neuen Platte, bei dieser fungierte er als Produzent: JOSS STONE „LP1“ (ab 22. Juli).Sie hat mit produziert, betreibt mittlerweile ein eigenes Label und ist während ihrer Zeit unter Vertrag bei EMI offensichtlich sehr schnell sehr erwachsen geworden. Konnte m/f sie bislang zumindest sehr nahe an der Schublade Soul parken, ist ihre aktuelle Musik wohl auch stark beeinflusst von den meist älteren Musikern um sie herum. Gitarren-orientierte Rock-Nummern in kurzer Entfernung zu Blues-Harmonien und ihrem Gesangsvortrag, der weniger an „Baby“ JANIS JOPLIN, als mehr an „Mama“ TINA TURNER erinnert. Die Damen aus der Riege „Girls with Guitars“ hält sie allerdings mühelos in Schach.


Schon seit ein paar Wochen gibt es den Konzertmitschnitt als DVD & BluRay mit dokumentarischen Zwischenschnitten von DAVID BYRNE’s „Ride, Rise, Roar“ Tour. So ein Ereignis konsumiere ich nicht in Bits, deshalb habe ich es noch nicht gesehen, aber der Aufbau (sogar ein Teil des Inhalts) erinnert an die legendäre Tour -/ Doku (auf CD & DVD) seiner unvergesslichen TALKING HEADS „Stop making Sense“, die in keiner ordentlichen Musiksammlung fehlen sollte. Mehr nach dem Augenschmaus!

Der kleine Rückspiegel: Davon bin ich ein großer Freund, solange m/f daraus nicht den Schluss zieht früher sei die Musik besser gewesen. 3 alte Platten der FAMILY kommen generalüberholt auf CD und vielleicht erinnert sich ja auch jemand gern an die JOHN DUMMER BAND. Von der gibt es gleich 2 Platten auf 1 CD zusammen.

TANGO TRANSIT nennt sich das Trio, mit Bass, Schlagzeug und Akkordeon spielt es sich durch das selbst geschaffene Repertoire. Wie der Combo-Name vorgibt, basiert „Blut“ auf Tango, aber die Herren Jazzen, Rocken (!) und Grooven sicher fescher, als es sich der traditionelle Tango-Zirkel träumen lässt. Der Tango-Rhythmus ist in erster Linie Transportmittel und Zusammenhalt, für individuelle und gemeinschaftliche Ausflüge in Dynamik und Improvisation. So will ich es haben, nicht behäbig und reserviert, sondern lebendig und kraftvoll.

Auf der ersten Vierteljahresliste der Deutschen Schallplattenkritik zum Label des Jahres gekürt, veröffentlicht ANALOGUE AFRICA in diesem Monat gleich 2 Perlen des schwarzen Kontinents. Zur ersten heute: Das ORCHESTRE POLY RYTHMO de Cotonou Dahomey war auf dieser Seite schon mal hoch gelobt zu Gast. Jetzt erscheint deren allererste LP technisch fein aufgearbeitet in limitierter Auflage sowohl auf Vinyl, als auch auf CD. Afro Beat aus Benin, Baujahr 1973, und obwohl sie für die Aufnahmen extra ein besser ausgerüstetes Studio aufsuchten, klingt die (Farfisa?- Philicorda?) -Orgel, gefährlich wie auf jeder afrikanischen Platte dieser Zeit, was aber der exzellenten Rhythmus- und Arrangement-Arbeit keinen Abbruch tut. Und einen exzellenten Sänger / Shouter haben sie auch! Nur 4 Tracks, alle in durchschnittlicher FELA KUTI Länge und dessen Tracks schlimmstenfalls im Sinne radikaler politischer Botschaft nachstehend. Auch wenn m/f dem Sound das Alter anmerkt, den Club rockt jeder der Tracks problemlos.

Na Dann. Tschüß! i.m.trend@muenster.de

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