Von Günter, 27.07.2011

BENJAMIN BIOLAY/ MI SOLAR/ CULTURE/ RAMONES/ GIANT SAND/ GAROTAS SUECAS/ NIDI D’ARAC/ URI CAINE TRIO/ ROB/ FASHION DISTRICT MOSCOW

Auch wenn das Wetter versucht es zu verleugnen, der Sommer und damit die „Saure Gurken Zeit“ auch für Musikveröffentlichungen beginnt. Das können selbst die vielen neuen T-Shirts oder bedruckten Tassen nicht kaschieren. Für ein paar Schmankerln auf dieser Seite wird es jedoch weiterhin reichen.

Piano Trio der Extra-Klasse

BENJAMIN BIOLAY’s neue Platte „Pourqoui tu pleures“ hangelt sich am gleichnamigen Film entlang, was MI SOLAR mit „Havana Berlin“ auf Silberling geprägt haben ist mir noch genau so unbekannt. Dafür kommt ein absoluter Reggae-Klassiker in restaurierter Version: CULTURE‘s „Two Sevens clash“, der und die des Englischen mächtige kann aus dem Titel errechnen, wie alt diese Perle des Roots Reggae mittlerweile ist. Und weil wir uns alle gern an gute alte Zeiten erinnern, kommen 4 legendäre RAMONES Alben für die erhalten gebliebenen, neu angeschafften oder frisch überholten Schallplattenspieler in bestens restaurierter Tontechnik von RHINO auf den Markt. Dazu zum 25. Bandjubiläum 3 „überholte“ CDs von GIANT SAND. Für Details bitte den Händler Eures Vertrauens kontaktieren.


Clubbing für jede Gelegenheit

Ist die BANDA BLACK RIO aus der letzen Woche die brasilianische Variante des nordamerikanischen Soul und Funk der letzten gut 30 Jahre, bieten die GAROTAS SUECAS auf „Escaldante Banda“ die Äquator nahe Version von Psycho-Garagenpop und freakigem Beat mit einer Spur Soul. Zwar nach alten Vorbildern, aber ganz frisch produziert. Würde die Sprache sie nicht sofort verraten, könnten sie gut auch aus dem alten Europa kommen.


Afro Beat Shouter aus Ghana

Der „Taranta Container“ von NIDI D’ARAC war Anfang letzter Woche auch schon bei der GLOBAL JOURNEY im Radio zu Gast. Die gute alte Tarantella aus dem Süden Italiens mit viel Strom und ein wenig Elektronik in die Jetzt-Zeit katapultiert. Das funktioniert ungeheuer gut, zumal die Damen und Herren an den Instrumenten mit denselben sehr versiert umgehen. Die Folklore scheint unüberhörbar durch, aber so eine Dub-Spur unter dem verhallten Akkordeon ist deutlicher Beleg, dass diese Musik sicher nicht in traditioneller Tarantella-Kleidung ausgeführt wird. Auf ihrem Sektor mindestens so spannend, wie „CUMBIA BESTIAL“.


Nach hochklassigem Handwerk mehr für den Körper kommt jetzt der Kopf nicht zu kurz. URI CAINE’s 21.(!) CD für das WINTER & WINTER Label (das mit den auffällig schönen Covers) ist seine Version des klassischen Jazz Piano-Trios. Auf „Siren“ wird er begleitet, umspielt, getrieben und ergänzt von JOHN HÉBERT am Bass und BEN PEROWSKY am Schlagzeug. Diese drei revolutionieren nicht, experimentieren auch nicht mit neuen Klangmöglichkeiten, sondern „leben“ diese Besetzung musikalisch; komplexe Rhythmen, Interaktion, sensibler Umgang mit Harmonie und Struktur, keineswegs brav und Bar mäßig und trotzdem die Möglichkeiten der Instrumente ausnutzend. In einer Sitzung, quasi in einem Rutsch, live im Studio aufgenommen, ohne Tricks, doppelte Böden und künstlichen Hall. Besser vielleicht nur noch im Herbst, wenn „Siren“ auf Vinyl erscheinen wird.

Der zweite Teil der ANALOG AFRICA Dance Edition handelt von ROB (Rob „Roy“ Raindorf) aus Ghana. „Funky Rob Way“ von 1977 ist das erste von nur 2 Alben, die ROB als Sänger (Shouter!) aufnahm. Afro Beat, die zwingende musikalische Ausdrucksform der Zeit, mit weit weniger politischem Background (als FELA), dafür deutlicherer Hinwendung zum (psychedelischen) Funk der 70er und erstaunlich guter Aufnahme Qualität. Fragmente von TEMPTATIONS bis SHAFT geistern im Hintergrund. Unbedingte Tanzmusik für den schwitzigen Club
Vom verschwitzten Keller auf den blitzsauberen Laufsteg: Mittlerweile gibt es 4 weitere Folgen der „FASHION DISTRICT“. Heute gibt es ein paar Worte zur MOSCOW Ausgabe. Diese Serie war nie und wollte nie Vorreiter sein für neue Sounds und Wellen. Hier bedient m/f sich für die jeweils 1. CD dieser Doppel-Sets aus dem reichhaltigen Fundus der Downbeats (Musik mit langsam bis mäßigem Tempo), wo möglich mit Künstlern und Musik aus dem jeweiligen Land. Russisches entdecke ich hier allerdings nicht, dafür sehr gut ausgesuchte und nicht schon endlos kombinierte Tracks von PRETZ, TRICKY, MARSMOBIL und KENNETH BAGER (Macher von MUSIC FOR DREAMS). Auf der 2. Platte gibt es dann etwas mehr Tempo, Vocal-House, mal heftiger (z.B. Folge MIAMI), in diesem Fall durchsetzt mit etwas Retro-Momenten, die an die Italo-House Klassiker der frühen 90er erinnern. Da läuft nicht nur die Aftershow Party von selbst, das funktioniert auch gut daheim oder in gebremster Lautstärke in der Szene Kneipe der Wahl. Perfektes Clubbing für jede Gelegenheit.

Na Dann. Tschüß! i.m.trend@muenster.de

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Günter Günter

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