Ohrenschmauch
Von Günter, 07.09.2011
RED HOT CHILI PEPPERS/ RADIO GRENZENLOS/ CAPPUCCINO DE NOCHE/ LAMB/ LATE GREAT FITZCARRALDOS/ MICHAEL FRANKS
Na, war das ein schönes Feuerwerk für die RED HOT CHILI PEPPERS? Egal, wie gut m/f „I‘m with You“ auch findet (hochkarätige und trotzdem Massen kompatible Rock Musik), ihr Schicksal ist damit besiegelt. Aber, lieber hell leuchtend verglüht, als überhaupt nicht gebrannt.
Auf zu RADIO GRENZENLOS. Am 8. Ist es wieder soweit. KARL WORTMANN schickt seine monatlichen Favoriten per RADIO ANTENNE MÜNSTER ab 21.00h durch den Äther. Alte Favoriten, wie die BARRIO LATINO Jubiläumsplatte neben Neuheiten, die es erst ab diesem Wochenende im Handel gibt („Best of“ QUANTIC mit einem sehr breit gefächerten Mix aus Latin plus X) und der auch von mir verspätet zur Kenntnis genommenen 5. „CAPPUCCINO GRAND CAFÉ“, die in diesem Fall „CAPPUCCINO DE NOCHE“ heißt, und von DJ PEPE LINK mit genauso viel Sorgfalt und Fachkenntnis zusammengestellt ist, wie die Vorgänger. Soft bis mittelschnell, sehr harmonisch aber keineswegs un-spannend. Schon oft gesagt, aber es bleibt dabei, eine solch spannende Mixtur, wie RADIO GRENZENLOS ist im konventionellen Radio zu finden.
Auf zu neuen und alten Lieblingen: LAMB, deren 1. Album ich Freunden des langsamen Tempos nach wie vor empfehle, legen ein neues Werk vor. Sie nennen es schlicht „5“. Als Duo mit Gästen bleiben sie auch auf „5“ ihrem gewohnten (geliebten) Sound nahe. Düster und elektronisch mit Streichern und Kontrabass fein aus dem rein virtuellen Bereich heraus arrangiert und von Sängerin LOU RHODES mit melancholischem Text und Gesang versehen. Wenn m/f vom heftigen „Build a Fire“ absieht, langsam, tief-frequent und sehr sparsam. Faszinierend einmal mehr, die Gesangslinien die Frau RHODES findet und entwickelt, fließend, geheimnisvoll, harmonisch. Das können nur die besten ihrer Zunft.
Die LATE GREAT FITZCARRALDOS hatte ich bislang überhaupt nicht auf dem Plan. Drei umtriebige Dänen, nicht mehr ganz jung, aber weit weg vom routinierten Songs Basteln. Meine erste spontane Assoziation war FRAZIER CHORUS gegen KINGS OF CONVENIENCE. Nicht so sarkastisch, wie die ersten, nicht so Lagerfeuer, wie die zweiten. Von beiden hat die Musik was, aber noch von sehr vielem mehr. Manchmal glaubt m/f BEATLES Harmonien zu erkennen, dann wieder klingt es ein wenig nach den weichen Melodien später PINK FLOYD. Allerdings ohne deren eingebaute Wichtigkeit. Locker grooven sie sich durch ihre eigenwilligen Konstruktionen mit einem Sänger, der durchaus einen Vertrag bei MOTOWN bekommen könnte. Seltsam arrangierte Bläser, Streicher, Rhythmusmaschine, doch alles fügt sich zu einem total entspannten Gesamtsound. Ich sage jetzt nicht: „Von denen wird m/f noch viel hören“. Was die morgen tun und denken, weiß ich nicht, deshalb diese ausprobieren! Ein kleiner, harmonisch Ausflug in die Welt des Schönen.
Zum Schluss für heute noch einer meiner „ewigen“ Favoriten. Nicht alle seine Platten waren hochkarätig und spannend, aber einen sehr hohen Standard hatten sie alle. Wenn ich MICHAEL FRANKS jetzt als Jazz-Sänger tituliere, denkt sicher ein Teil der Leser an Dixie, Scatten, Druckhaus-Veranstaltungen, ein anderer Teil an humorig singende Entertainer. Nix von beidem, er singt mit einer Nicht - Stimme und der Reiz seiner Musik liegt in den musikalischen Arrangements, in die er seine kleinen, persönlichen Songwriter - Texte packt. Hochkarätige Musiker (MIKE MAINIERI, TILL BRÖNNER, CHUCK LOEB…), sorgen für perfekten Groove und handwerkliche Finesse, die eine Platte, wie „Time Together“ auch als Instrumental - Album weit über den Soft-Jazz-Durchschnitt hieven würde. Das i-Tüpfelchen auf diese gekonnte Handarbeit setzt Herr Franks mit seinen romantischen Texten, mehr geflüstert, als gesungen und seiner über Jahre hart erarbeiteten Glaubwürdigkeit. Hätten wir einen Sommer gehabt, dieses wäre seine Platte gewesen.
Na Dann. Tschüss!
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