Von Günter, 23.05.2012

MUSIKaPOTHEKE/ SIRI NILSEN/ ROBERT FRIPP/ GLITTERBUG/ RADIO BEIRUT/ BUSCEMI

Das ist ein bisschen wie Bundesliga. Zu hoch verloren und alle Gegner lachen? Ok., Trainerwechsel und weiter wie bisher. Auf zu erfreulicheren Themen. Unter den beinahe 1000 Neueinträgen in dieser Woche, natürlich inklusive T-Shirts, Filmen und anderem, immerhin fast 160 Vinyl LP. Wobei ich mir allerdings nicht sicher bin, ob ich mich mehr über die vielen alten Platten (sehr viel 50er/60er Jazzmaterial) freuen soll, oder darüber, dass auch FEHLFARBEN ihr eingetragenes Warenzeichen nicht ruhen lassen wollen, und wirklich eine neue Platte („Xenophobie“) gemacht haben. Super finde ich auf jeden Fall, dass die beiden neuen Titel in der „ROUGH GUIDE TO…“ – Serie, „AFRICAN ROOTS REVISITED“ und „NEW ORLEANS“ nicht nur in der 1 Auflage je 1 Extra-CD enthalten, sondern in einmaliger Pressung auch als Schallplatte (Vinyl LP) auf den Markt kommen.

Neue Stimme aus Dänemark!

Neu ist auf jeden Fall das 2. Album von SIRI NILSEN. „Alle snakker sant“ macht mir den Zugang etwas schwer, weil komplett auf Dänisch gesungen. Feine Folksongs in Arrangements von ganz sparsam bis hin zu fast Pop, mit auffällig unangepasster Stimme gesungen und im gesamten wenig an gängigen Mustern orientiert. Manchmal kommt mir dabei die ganz frühe JONI in den Sinn. Ganz sicher nicht noch eine weibliche Stimme aus dem Norden mit sanfter Jazz Begleitung.


Beirut is back on the Map

Ebenfalls mehr für das aufmerksame Zuhören ist das neue Werk von ROBERT FRIPP. „The Wine of Silence“ hat er zusammen mit ANDREW KEELING und ANDREW SINGLETON Komponiert und Arrangiert und vom Amsterdamer METRPOL ORKEST einspielen lassen. Ein eher konventionell orientiertes Werk für sinfonisches Orchester, das sehr ruhig dahinfließt, einen beinahe meditativen Eindruck bei mir hinterlässt.


Von Couch bis Club!

In Neuseeland tickt die Zeit scheinbar anders. MIKE FABULOUS von den BLACK SEEDS und LAWRENCE ARABIA veröffentlichen ihr „Unlimited Buffet“ unter dem Namen FABULOUS ARABIA mit einem sehr eigenwilligen Mix aus minimal arrangierter Popmusik auf Rhythmusfiguren, die aus alten Soul- und Funkplatten entliehen scheinen, dabei sowohl nach 70ies klingen, als auch Ultra modern. Sparsam in der Instrumentierung, dafür mit ganz viel Liebe zum Detail, besonders aber zur Funktion. Gelegentlich reichen die Restklänge 2er Instrumente in der Ausblende noch locker aus, den Hintern im Sessel zum Wippen zu bringen. Schön altmodisch und doch ganz vorn dabei!


Etwas spröder, beinahe intellektueller wird es bei GLIITERBUG. Der setzt auf seinem aktuellen Werk „Cancerboy“ seine jugendlichen Erfahrungen als Krebs-Patient in musikalischer Weise um. Im Alleingang mit elektronischen Mitteln malt er ein Bild dieser Zeit, dass absolut nicht „nebenbei“ konsumiert werden kann. Dunkel, einsam, bedrohlich beginnt es , gewinnt aber im Lauf der fast 80 Min. Spielzeit doch etwas an Harmonie und Optimismus. Wahrlich keine leichte Kost.

Da kommt „RADIO BEIRUT“ doch sehr viel eingängiger daher. Ein Sampler mit aktueller Musik aus dem „Paris des Nahen Ostens“. Beginnt auch gleich mit einem Track der eine ordentliche Portion Gipsy Swing in sich hat, führt über arabische Instrumente / Klänge zu Reggae Rhythmen und fast allem anderen, von dem sich die lokalen Musiker beeinflussen oder beeindrucken lassen. Mandolinen zu Handtrommeln, Synthi-Klänge zu einheimischen Flöten und erstaunliche Sänger und -Innen. Einige Titel in Englisch gesungen, damit auch ich verstehe, worum es geht, und in Anbetracht der politischen und wirtschaftlichen Situation unglaublich kreativ und weltoffen. Das sehr informative deutsch/englisch geschriebene Booklet erleichtert den Genuss.
Zum Finale mal wieder einer meiner Lieblinge, deren Platten oft nicht so gut sind, wie ich sie finde. BUSCEMI, der belgische Soundbastler hat ein neues Werk vollendet. Auf dem weiten Feld von Club Musik bis angejazzter Elektronika bewegt er sich weiterhin, auf „Nite People“ mit mehr Stimmen, als gewohnt. Größen der belgischen Szene, von LUC VAN ACKER bis ANNA DOMINO geben seinen Tracks zusätzliche Farbe. Rhythmisch ist er ohnehin einer der Vielseitigsten. Von Latin bis Balkan, von Downbeat zu Breakbeat und Elektro-Swing ist ihm nichts fremd. Die wirklich gut ausgesuchten Stimmen zwingen seine Tracks stärker in die Richtung echter Songs, und das bekommt der Platte ausgesprochen gut. So bleibt es nicht bei raffiniert ausgeklügelten Basteleien, sondern ergibt eine Folge interessanter Songs mit eigenwilligen Strukturen, die m/f schnell lieben lernen kann.

Das alles kann m/f ansehen und anhören und sogar kaufen in jedem gut geführten Plattenladen, wahrscheinlich auch im Internet, aber ganz sicher am 2.JUNI und dann an jedem 1. Samstag („Langer Samstag“) im Monat von 11.00h bis 15.00h in der BREITEN GASSE 1, Anzeigenannahme der NA DANN, wo die MUSIKaPOTHEKE ihre Tür wieder öffnet und noch ganz andere „Schätze“ ans Licht des Tages zerrt. Ich hoffe, wir sehen uns da!
Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

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