Von Günter, 08.08.2012

MUSIKaPOTHEKE/ RADIO GRENZENLOS/ ANTIBALAS/ BRUNO MORAIS/ ERJA LYYTINEN/ B.B. & THE BLUES SHACKS/ ELECTRIC BLUES 4

4. Teil des absoluten Standardwerks

Dieses ist wieder die monatliche 1-2-3 Ausgabe. Weil: 1. Samstag im Monat, MUSIKaPOTHEKE in der BREITEN GASSE 1 (ist gerade vorbei..), 2. Donnerstag (9. August, 21h) im Monat, KARL WORTMANN’s RADIO GRENZENLOS bei ANTENNE MÜNSTER mit Neuheiten und Fundstücken aus den kreativen Musiknischen dieser Welt, u.a. GABIN, die im Zuge des ST. GERMAIN-Booms etwas untergegangen sind, der 4. fast archäologischen Bossa Suche VIAGEM, unternommen von NICOLA CONTE, der ONDATROPICA und Auszügen aus dem RADIO BEIRUT Sampler. Und 3. Dienstag (21. August), gleiche Welle, gleiche Stelle, MANFRED BEHLAU präsentiert seine GOLBAL JORNEY, genauso gut ausgesucht und genauso unbedingt hörenswert. Also: Knoten ins Taschentuch!


Aus Brasilien für die Welt.

Zur Musik. Wie der Phönix aus der Asche tauchen ANTIBALAS nach 5 Jahren mit einem neuen Album (ohne Titel) auf. Vor mindestens 10 waren sie die Wiedergeburt des Afrobeat (zumindest außerhalb Afrikas). In der Zwischenzeit gibt es überall auf der Welt Combos, die das Erbe FELA’s weiterentwickeln. Aber, ich versteige mich hier mal zu der Äußerung, keine wie diese. Sechs mittellange Tracks, keiner, den ich hervorheben möchte, Vocals, Bläser, Rhythmusgruppe harmonieren, wie ein Uhrwerk, das unaufhaltsam marschiert. Die spielen nicht Afrobeat, die leben ihn!


... oder die Wiedergeburt des Afrobeat…

Als nächstes ein mir bislang unbekannter Brasilianer namens BRUNO MORAIS. „A vontade Superstar“, so heißt sein (Europa-) Debut. Natürlich deutlich brasilianisch, aber nicht nur. Nachdem er auf den ersten 3 Titeln deutlich seine Roots (MPB und regionale Traditionen) in die Titel eingearbeitet hat, wird der internationale Einfluss stärker. Reggae-Nummern, deren Bläsersätze ziemlich direkt auf STEELY DAN und andere ‚sophisticated‘ Musiker zeigen, Arrangements, die mich an TOM WAITS denken lassen (wer unter soviel Sonne lebt, kann allerdings nicht so düster komponieren..) oder auch an ganz konventionelle Pop-Giganten Bands (ganz frühe GENESIS oder BARCLAY JAMES..). Einfach wundervolle Popmusik, der m/f ihren Ursprung klar anmerkt, die aber nicht die gewünschten und bewährten Muster bedient.
Ab hier bodenständig. ERJA LYYTINEN kommt nach 3 hochgelobten Studioalben jetzt mit einem Live-Set „Songs from the Road“, CD plus DVD. Das schafft ihr die Möglichkeit, aus den knappen Arrangements etwas auszuscheren und den Fingern auf den Saiten etwas mehr Freilauf zu gewähren. Auf den 13 Tracks der CD (die DVD hat 15) zeigt sie mit Hilfe ihrer knappen Band (Drums, Bass, eine weitere Gitarre) ihre Vorstellung von Blues im 3. Jahrtausend. Soul, Rock, ein wenig Pop und ganz viel songdienliche Gitarrenarbeit, bei der sie Kollege FLORENO tatkräftig unterstützt. Wenig poliert und frisch von der Leber weg, das hat was!


Weiter im Blues. Seit über 20 Jahren entwickeln B.B. & THE BLUES SHACKS ihre Vision vom Blues. Mehr Bläser, GastsängerInnen und keineswegs mehr die Beschränkung auf die berüchtigten 12 Takte. Mehr 60ies Soul Anleihen, etwas New Orleans Feeling und unverkennbar, die nahezu perfekte Produktion. Im Vergleich zu der eher schwitzigen Live Platte von ERJA ist dies die B.B. KING Variante mit Anstecktuch im Anzug. Nicht pomadig, sondern Stil bewusst und besonders die Details nicht außer Acht lassend. Klasse klares Piano zum Blues, feiste Orgel zum Soul und den Bandsound mit Bläsern nicht aufmotzen sondern abrunden. Elegant und trotzdem klasse, oder vielleicht gerade deswegen!

Zum 4. Und letzten Teil der BEAR FAMILY Blues Anthologie „Plug it in! Turn it up! ELECTRIC BLUES – Das Standardwerk“. Die Jahre 1970 bis 2005 werden hier durchforstet. Und Standardwerk ist auch beim 4. Teil niemals im Zweifel. Etwas mehr Soul in den frühen 70ern, Rock und Pop Bands bringen ihre Adaptionen ein, die Bärte tauchen auf, auf der Insel läuft die 2. Blues-Welle mit RORY GALLAGHER und auch einige (bei uns) gern übersehene Genre-Größen finden hier ihre Anerkennung. Weitere 3 CDs, 65 Tracks, 150 Seiten Booklet, perfekt im Ton und umfassend recherchiert. Dieses Werk mit seinen insgesamt 12 CDs, über 300 Titeln und 600 Seiten Text kann es natürlich nicht zum Schnäppchenpreis geben. Solch solide Arbeit hat einfach ihren Preis! Für Blues-Freaks sowieso unverzichtbar, für Musikfans eine Fundgrube an Originalen, Vorlagen und unglaublichem Ideenreichtum.

Das alles kann m/f ansehen und anhören und sogar kaufen in jedem gut geführten Plattenladen, wahrscheinlich auch im Internet, aber ganz sicher am 4. August und dann an jedem 1. Samstag („Langer Samstag“) im Monat von 11.00h bis 15.00h in der BREITEN GASSE 1, Anzeigenannahme der NA DANN, wo die MUSIKaPOTHEKE ihre Tür öffnet und noch ganz andere „Schätze“ ans Licht des Tages zerrt. Ich hoffe, wir sehen uns da! Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

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