Von Günter, 04.12.2013

WILLIAM ONYEABOR/ BET.E & STEF/ SPAIN/ RENAUD GARCIA-FONS/ HUGH LAURIE

Afro Pop auf Luaka Bop.

Vorweg kurz einer für die Statistik. Exakt in dieser Woche vor 20 Jahren erschien der 1. Ohrenschmauch in der na dann… .


Sade auf Brasilien-Urlaub?

Ob die mitgelieferte Lebensgeschichte stimmt, oder nicht, mag später von anderer Stelle geklärt werden, die aus der Vergessenheit zurück geholte Musik von WILLIAM ONYEABOR ist auf jeden Fall ziemlich einmalig. Zwischen 78 und 85 produzierte er in Nigeria komplett im Alleingang 8 Platten. Aus denen gibt es jetzt bei DAVID BYRNE’s LUAKA BOP Label 9 Highlights auf der CD „Who is…?“(als 3er LP mit 4 Tracks mehr). Alle Instrumente spielte WILLIAM selbst ein, schrieb, produzierte alle Titel und erzeugte einen für die Zeit sehr ungewöhnlichen Sound. Gemischt aus afrikanischen Roots und 70er Jahre US Soul und ‚psychedelic‘ Funk. Die wohl einzigen Gemeinsamkeiten mit anderer Musik aus Afrika aus der Zeit sind die Länge der Tracks, keiner unter 6 Minuten, und die klar politischen Texte. Keine typische Perkussion, stattdessen konventionelles Drum Set, viel Synthie-Sounds und natürlich äußerst kregele Gitarren-Arbeit. Irgendwo zwischen beatlastigem Nigeria und melodieverliebtem Kongo, zündet aus dem Stand.


Live im Studio!

‘Rüber über den Teich nach Kanada, könnte aber auch Brasilien sein. Denn BET.E & STEF entwickeln keine Gemeinsamkeiten mit den ‚üblichen‘ kanadischen Singer/Songwriter/Indie KollegInnen. Sie haben ein echtes Faible für die alten Klänge vom Zuckerhut. Also sanfte Bossa Nova mit kleinem Besteck und viel Gefühl für die Materie. Ein wenig so, als hätte SADE im Brasilien Urlaub ein Album eingespielt. „It’s all right“ enthält Favoriten aus dem eigenen, früheren Schaffen, neue Tracks und auf der beigelegten 2.CD von absoluten ‘Big Names‘ (BUSCEMI, DORFMEISTER, NICOLA CONTE, KING BRITT u.a.) angefertigte, ausgesprochen partytaugliche Remixe der wunderbar entspannten Originale. Eigentlich unverzeihlich, dass von BET.E & STEF nie vorher Platten hier aufgetaucht sind.


Zu ganz speziellen Favoriten von mir. SPAIN, erst machen sie in knapp 20 Jahren nur 4 Platten, dann gibt es ein Jahr nach der letzten schon wieder eine. Schnell geklärt, ist nicht neu, sondern Live im Studio eines US Radio Senders. Natürlich in voller Besetzung, also mit den 3 HADEN Sisters, bieten sie auf 7 Titeln in etwa 35 Minuten einen erlesenen Querschnitt durch ihr ohnehin überdurchschnittliches Repertoire. Langsam, bedächtig, Rockmusik ohne Lärm, mit klasse Gesang und klaren, sparsamen Arrangements. Tonqualität fein (der LP ist die CD beigefügt), Band hochkonzentriert und bestens im Stoff. Passt sehr gut zum derzeitigen Nebelumfeld!

Jetzt etwas Kulturgut. Eine Werkschau des Bassisten RENAUD GARCIA-FONS. „Beyond the Double Bass“ heißt diese opulente Stück und enthält auf CD seine persönlichen Favoriten-Titel seit 1993 plus 2 neue. Auf der im Set enthaltenen DVD findet sich eine Dokumentation über Leben und Werk dieses erstaunlichen Grenzgängers zwischen abendländischem Jazz-Verständnis, spanischer Abstammung und morgenländischer Harmonie und Rhythmus. Das klingt genau so ungewöhnlich, wie es sich liest, wird dabei jedoch nie zu theoretisierter ‘Musiker-Musik‘, lässt sich durch jedes neugierige Ohr problemlos erschließen und öffnet Horizonte.

Zurück zur leichten Muse. HUGH LAURIE, vielen eher aus dem TV bekannt als DR. HOUSE, hat bereits 2 CDs mit seinen Lieblings-Songs aus dem ‚New Orleans Songbook‘ veröffentlicht. Klingen beide erstaunlich ‘echt‘, sind vielleicht etwas zu ordentlich (clean) gespielt und produziert. Auf der Bühne kommt er sehr viel authentischer herüber. Nachzuvollziehen auf der DVD/BluRay „Live on the Queen Mary“. Mit 9 M/F hoch auf einer Bühne mit Aussehen und Format eines großbürgerlichen Wohnzimmers gibt es hier 18 Titel aus den genannten Alben in sehr lebendiger Form. Gut ausbalanciert zwischen seinem Gesangsvortrag (und Piano!), den großartigen (nicht nur) Back-Up Sängerinnen und einer Band, die von frühem New Orleans Jazz über Gospel-Einlagen, Louisiana Country Blues und natürlich einigen ‚Klassikern‘ (Stagger Lee, Tipitina, Junco Partner) diesen Sound hörbar wohl schon mit der Muttermilch eingeflößt bekommen wird diese gut 90 Minuten Show zu einem echten Erlebnis. ‚The Best of New Orleans‘ in eineinhalb Stunden, und das auch noch mit einem hauptberuflichen Schauspieler. Ein großes Vergnügen.
na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
Samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s Musik-apotheke,
Breite Gasse 1.

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