Von Günter, 18.02.2015

LIVE FOYN FRIIS/ HOTEL BOSSA NOVA/ THOMAS SAUTER/ RONE/ SOVIET SUPRREM/ LARYTTA/ PETE ROSS AND THE SAPPHIRE/ BLUES COMPANY

Still, aber nicht heimlich!

Ist das nur mein Vorurteil oder haben die ‚Nordlichter‘ einfach mehr Mut zum musikalischen Alleingang? Norden fängt bei mir schon mit Dänemark an. In dieser Woche LIVE FOYN FRIIS. Spielt Tasteninstrumente und singt ein wenig in Richtung BJÖRK. Mit kleiner, konventioneller Band (dr, b,git) bastelt sie ihre Songs in der Grauzone zwischen ausgefallenen Pop-Arrangements mit leichtem Hang zu jazzigen Rhythmus Mustern. „Running Heart“ klingt etwas angeschrägt, aber mit sehr eigenem Stil!


Längst haben HOTEL BOSSA NOVA eine sehr eigene Intonation für den immer wieder charmanten ‚neuen Beat‘ gefunden. Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, machen sie mit „Desordem & Progresso“ das halbe Dutzend CDs voll. Im Quartett mit wenig Gästen zeigen sie auf 13 Titeln, dass es nicht zwingend ständig warm und sonnig sein muss, diesen unwiderstehlichen Rhythmus und die dazugehörigen Harmonien lebensnah, überzeugend und mit grosser handwerklicher Fähigkeit in wundervolle Melodien umzusetzen. Ein Extra-Punkt für LIZA DA COSTA, die als Sängerin mit jeder Platte besser wird.

..kann auch Bass gut.

„Double Life“ ist der mehrdeutige Titel der neuen CD von THOMAS SAUTER und seinem Quartett. Eigentlich Gitarrist, spielt er hier den elektrischen Bass. Kein Slap, kein Flitzefinger, nein, mit erstklassigen Melodien legt er die rhythmische und harmonische Struktur, auf der besonders die Kollegen ALESSI an der Trompete und SCHULER an den Tasten ihre solistischen Ausflüge unternehmen. Auch die beiden sehr tiefenentspannt und keinen Ton willkürlich streuend. Die Jazzpolizei wird die Stirn runzeln, der Musikfreund (-in auch!) wird „Double Life“ lieben.


Für die Freunde analoger Synthi-Sounds gibt es „Creatures“, das neue Album von RONE. Beide Vorgänger habe ich nie gehört. Eine gut ausgedachte, intelligente Reise durch Stile, Klänge und Jahrzehnte. Von orchestraler Zeitlupe à la J.M. JARRE über jazzige instrumental Einlagen und Downbeats zu Erinnerungen an den frühen OLDFIELD. Das können wohl nur Franzosen.
Vor Spielfreude überschäumende Lebenslust servieren SOVIET SUPREM auf ihrer „L’Internationale“. Balkan Beats, Cumbia, Gipsy Swing, Rap-Einlagen und unter allem knackige, flotte Beats. Party Musik vom Allerfeinsten, da akzeptiere ich sogar den eher negativ belasteten Projektnamen.

Mehr Oldfield als Jarre

Weiter auf dem Tanzboden. Das schweizer Duo LARYTTA orientiert sich auf „Jura“ am Funk der 80er und frühen Synthesizer Club Sounds. Geschickt gestrickte Songs im vertrauten Klang, aber mit dem Tempo das in jüngerer Zeit die Tanzböden beherrscht. Variabler Gesang von Falsett bis Sprech und immer wieder Sounds, die sicher nicht in die Vergangenheit gehören.


Auch PETE ROSS AND THE SAPPHIRE orientieren sich an vergangenen Tagen. Noch weiter zurück. Als Duo gestartet, mit Gitarre und Gesang, sind sie jetzt 3 und eine richtige Rockband. Sie erinnern an die Zeit als nicht Download Zahlen oder Hitsingles, sondern Alben die Musikwelt beherrschten, als z.B. AIRPLANE, JETHRO TULL undu FLOYD noch an ihrem endgültigen Sound feilten. Natürlich komplett analog aufgenommen und auch auf LP.

Jetzt die versprochenen Worte zur BLUES COMPANY. „Ain’t nothing but…“ wurde den wenigen Auserwählten angekündigt, die einen der wenigen Plätze für dieses Konzert ergattern konnten. Die Lagerhalle in OS umgestaltet in ein grosses Wohnzimmer, keine störenden Lautsprecherwände, sonder ein Kopfhörer(!) für jeden Besucher. Und TODO und seine (erweiterte) Mannschaft mit Bläsern und Back up Vokalistinnen liefern ein 15 Tracks langes Feuerwerk ihrer Favoriten. Rockender urbaner Blues von einem der Urgesteine der bundesdeutschen Szene. Und dabei habe ich die der Erstauflage beigefügte DVD mit dem Konzert noch nicht einmal gesehen.
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1

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