Von Günter, 19.08.2015

SENIOR ALLSTARS/ ANDREA/ OMAR SOULEYMAN/ PERU BOOM/ QUARTER STREET/ ELENI MANDELL/ NDW-AUS GRAUER STÄDTE MAUERN Teil 2

Exzellenter Reggae Dub aus Münster

So etwas haben die SENIOR ALLSTARS vorher auch noch nie gemacht. Im Auftrag eine Platte mit Dub-Versionen neu einspielen. Das ‚Original‘ heisst „Darker than Blue: Soul from Jamdown“ und enthält 18 Soul- und Funk-Titel, die in den 70ern von jamaikanischen Künstlern im Reggae Groove interpretiert wurden. Aus diesem Fundus haben die ALLSTARS 13 Titel ausgewählt und auf ihre unnachahmliche Weise in Dub-Versionen übersetzt. Das Ergebnis ist mehr als überzeugend. Handwerklich gekonnt und rhythmisch total relaxt, fast als wären sie auf der Insel aufgewachsen, ist „Dub from Jamdown-Darker than Blue“ vielleicht der Höhepunkt ihres Schaffens. Wer wissen möchte, wie so was geht, welche Probleme gelöst werden müssen oder wie sich das richtige Gefühl für die Länge des Nachhalls trainieren lässt: Am Samstag, den 22.8. stehen die Herren in der MUSIK-aPOTHEKE Rede und Antwort. Spielen vom physischen Tonträger sowohl Original, als auch Neu-Version und haben möglicherweise noch das eine oder andere (Vinyl?) Ass im Ärmel.


Eine ganz andere Art dubbiger Klänge liefert der französische Vielproduzierer ANDREA mit seiner „Black Magic“ EP (nur Vinyl und Download). Eher a-rhythmisch, mit kaum identifizierbaren Samples und tiefem, bass-lastigen Sound arbeitet er sich in knapp 30 Minuten bis in fast ambiente Gefilde.

Dance Sounds aus dem Nahen Osten

Deutlich tanz-orientierter geht es auf OMAR SOULEYMAN’s „Bahdeni Nami“ zu Werke. Mit Hilfe renommierter europäischer Remixer (u.a. FOUR TET, GILLES PETERSON, MODESELEKTOR) werden aus den typisch arabischen Songs des in Istanbul lebenden Sängers echte Party-Monster. 7 Titel für 50 Minuten, da ist in jedem Track sowohl Profilierungszeit für die beteiligten Musiker, als auch für die nachbearbeitenden Knöpfedreher.


Noch was ziemlich Ausgefallenes: „PERU BOOM“, Bass, Bleeps & Bumps from Peru’s Underground. Was der Titel ankündigt, bestätigt der Inhalt. Ein Etikett für die Schublade gibt’s auch schon: Tropical Bass. Elektronische Sounds und Samples kombiniert mit dem Rhythmus der heimischen Cumbia. 16 Tracks 11 verschiedener Künstler und Projekte, die das Nachtleben in Lima zum ‚Juwel in der Krone‘ der südamerikanischen Party-Szene machen. Auf den ersten Blick etwas irritierend, ab dem 2. Durchlauf bewegt sich sogar der Schreibtisch. Hoffentlich bleibt’s noch länger warm draussen, die ist wie gemacht für den Coconut Beach.
Wenn schon Sonne, dann richtig. Hier kommt echte Salsa. Aus Australien. Nicht die von Choreographen im Tempo bestimmte oder von Keyboard-Sounds beherrschte Pop-Variante. Salsa Dura, wie sie in den 60ern von Puerto Rico bis Nueva Yorica gespielt wurde. Wieder erweckt von den Nachfahren südamerikanischer Flüchtlinge vor Korruption, Revolution und Willkür. Solche Musik so zu spielen, kann man nicht lernen, die muss m/f mit der Muttermilch (und den Platten der Eltern…) eingesogen haben. QUARTER STREET, Album hat keinen Titel, musizieren konservativ im allerbesten Sinn. Für solche Perlen allein lohnt sich das Beibehalten der World Music Sektion.

Salsa from Down Under

„I’m old fashioned..“ singt ELENI MANDELL auf ihrem neuen Album „Dark lights up“, und das zieht sich sehr entspannt durch alle 12 Titel. Feine Singer/Songwriter Arbeit mit einer ordentlichen Portion Country aus der Zeit vor den Outlaw Cowboys. Fast zu schön für unsere hektische, aufgeregte Welt.


Da ist er, der 2. von vier Teilen Aufarbeitung der Neuen Deutschen Welle durch die Experten von BEAR FAMILY. „NDW-AUS GRAUER STÄDTE MAUERN“. 2 CDs, 46 Titel, 146 Seiten Diskographie und Anekdoten. Furchtbare, belanglose, ernst gemeinte Titel, aber eben auch extrem gute, die dem Zahn der Zeit bis heute erfolgreich Widerstand geleistet haben. Von den ACE CATS zu RADIERER, von Frl. MENKE zur NINA HAGEN BAND, von HUBERT KAH zu 39 CLOCKS. In bewährter BEAR FAMILY Qualität. Eben nicht nur die Pseudos, die uns das Privat-Fernsehen als die Wichtigkeiten des halben Jahrzehnts unterzujubeln versucht. Wenn überhaupt, dann dieses Kompendium. Mehr folgt!

na dann... Tschüß!

i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1

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