Von Günter, 27.01.2016

ANDERSON.PAAK/ RUMBLE ON THE BEACH/ SIMONE KOPMAJER/ JOHANNES MEIßNER/ PUTS MARIE/ DE PHAZZ

.. mit Old School Big Names

Das kann ich fast selbst nicht glauben. Dass ich mich auf meine alten Tage in eine Hip Hop Scheibe verliebe. ANDERSON.PAAK nennt er sich. Insidern vielleicht bekannt ob seiner auffälligen Mitarbeit an Dr. Dre’s letzter Platte. Auf „Malibu“ hat er freie Hand und liefert ein gar nicht spektakuläres aber überaus vielschichtiges Werk ab. Fette, sehr relaxte Grooves, angenehme Stimme, sowohl gesprochen als auch gesungen und musikalisch fast alles verwendet, was die Soul Musik in den vergangenen Jahrzehnten ausgemacht hat. Eigenwillige Sounds, wie sie uns der kleine Mann (Prince) seinerzeit näher brachte, angedeuteter P-Funk á la Clinton/Collins, Motown, Atlantic, Stax, all das findet sich in seinem Sound wieder, knisternde Samples und schmachtende Vocals inklusive, aber nicht als Retro-Versuch, sondern als äusserst lebendige Mischung für die Zukunft.


Rockabilly rules immer noch?

Ab in die Vergangenheit. Retired würde der Engländer sagen. Aber nicht verschwunden. Jetzt sind RUMBLE ON THE BEACH, eine der populärsten heimischen Rocka-/Psycho-billy Bands der 80er wieder aktiv. Und bevor ein neues Album fertig wird, gibt es erst einmal eine amtliche Neuauflage des alten Materials auf einer CD bei BEAR FAMILY. 25 Tracks zur Neugewöhnung, davon 8 Live und natürlich ist das legendäre Cover von ‚Purple Rain‘ in ganzer Länge drauf!


Ein Album mit Cover-Versionen quer durch diverse Genres ist eine riskante Sache. SIMONE KOPMAJER hat es mit PAUL URBANEK an den Tasten und REINHARDT WINKLER an den Drums trotzdem gemacht. Und liefert überaus eigene Variationen von Songs, die dem und der VielhörerIn auf jeden Fall geläufig sind. Von Dylan über Gershwin und Mercer zu Lennon&.., Jagger&.. zu Sonny & Cher. Sparsam instrumentiert, jazzig angesetzt, dabei den Groove nicht zu kurz kommen lassen und zum Finale Tom Waits‘ ‚Time‘. Feine Versionen in ‚Bar-Fashion‘ ohne Kitsch.

Nach zuviel ‚Herz über Kopf‘ oder ‚Wolke 4‘ reagiere ich eher allergisch auf ‚junge deutsche Songwriter‘. Aber da gibt es zum Glück auch andere, z.B. Maxim oder in diesem Fall JOHANNES MEIssNER mit seiner „Regenbogenmalmaschine“. Mit eigener Band, die mehr nach Jazzkapelle ausgerüstet ist, setzt er seine Ideen und Texte in Szene. Keine simplen, sofort Radio-tauglichen Refrains, mehr kleine Geschichten aus seinem noch recht jungen Leben und statt ‚reim Dich oder ich fress‘ Dich‘ lieber offene Enden. Sowohl in der Musik, als auch in den Worten. Da kann noch richtig was kommen.

Ein bisschen was Eckiges gibt’s heute auch: PUTS MARIE aus der Schweiz kommen mit einer sehr individuellen Variante Pop um die Ecke. Von ganz leise, fast zu schön, nahtlos in krachende Riffs. Der klasse Sänger mit auffälliger Stimme ist schon die halbe Miete, die ungewöhnliche Hintergrund Mischung aus Blues, Punk, Chanson und diversen Rhythmus-Mustern besorgen den Rest. Im Grunde sehr einfach angelegt, aber mit ganz viel Liebe zu ihrem spezifischen Sound. Ausgefallen? Ja! Aber überhaupt nicht sperrig. Auch als Doppel 10“ Vinyl. Hören!

Wiederhören macht Freude!

Die wissen, dass sie bei mir ein Heimspiel haben. Auf der akustischen „Garage Sessions“ aus dem vorletzten Jahr (nur als audiophile LP) probierten DE PHAZZ bereits mit rein akustischem Instrumentarium. Jetzt kommt „Private“. 10 ihrer Hits in kleiner Jazz-Combo Besetzung. Mit Piano, Bass, Drums und Sax plus PAT APPLETON als Sängerin. So merkt’s jede/r. Die Songs wurden nicht nur wegen Studio und Produktion beliebt (geliebt!), die sind einfach klasse und funktionieren in dieser abgestrippten Form genau so gut. Ein kleiner intimer Abend mit einer sehr erwachsenen Band, und PIT BAUMGARTNER schraubt mal extra wenig an seinen Knöpfen. Ganz fein!


na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s MUSIK-aPOTHEKE
Breite Gasse 1

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