Von Günter, 20.12.2023

STEFAN GRASSE/ CUBAN ORCHESTRA/ BRANKO ARNSEK/ YXALAG/ AGA KHAN MASTER MUSICIANS/ OSCAR PETERSON

Da sind wir wieder mal am Ende….. des Jahres. Letzte Ausgabe 2023, Pause bis zum 10. im neuen, Zeit, vielleicht neue Worte, Formulierungen usw. zu finden. Und wie immer: Playlisten. Privat ist ok, ‚offizielle‘ sind für ‚Wichtigmänner und –frauen‘, denen es oft an Vergangenheit mangelt.

Beinahe weihnachtlich stimmungsvoll klingt die neue CD von STEFAN GRASSE. Auf den 7 vergleichsweise langen Titeln von „Inner Sound“ zeigt er auf seinen Konzert-Gitarren viel Gefühl für Harmonie, statt beeindruckender Fingerübungen bleibt er ganz bei der Sache, umspielt die Melodie, lässt die Frage offen, ob komplett vom Blatt oder grossteils improvisiert. Gitarre pur.

Buchbar für Events, als grosse Combo (10+) samt tanzendem Paar, hat das CUBAN ORCHESTRA zur besseren Vorstellbarkeit seiner Arbeit mit „Renacimiento“ jetzt eine CD veröffentlicht. 11 kubanische Klassiker in entsprechend authentischen Arrangements. Eine Reise durch die vor-revolutionären Salons und Clubs der Insel.

Eben noch Bassist und Arrangeur der vorgenannten CD zeigt BRANKO ARNSEK, dass er auch ganz anders kann. Als Sextett mit 2 Bläsern, Piano plus Drums und Perkussion jazzt es sich zwar eher konventionell, dafür aber sehr inspiriert durch 9 selbst gemachte Titel. Auf „Move closer“ swingt, bopt und groovt es sich durch 50 Minuten und wird auf 4 Titeln mit der Vokalistin des Cuban Orchestra verstärkt.

Klezmer Musik mit dominanter Klarinette kann für mich anstrengend sein. Diesen Fakt umschifft das Ensemble YXALAG allein durch seine 7 köpfige Besetzung. Darüber hinaus erweitert es sein Repertoire auf „Ochil Yom“ (die vorhergehenden 4 Platten kenne ich nicht) um Rhythmen und Klänge, die m/f gewöhnlich nicht in diesem Zusammenhang findet. Ideen aus Jazz, Improvisation, Vorderasien, Mittelmeer Anrainern und sephardische Einflüsse prägen die 6 eigenen Kompositionen, die mit 6 neu arrangierten Traditionals zusammen einen frischen Blick auf eine alte Musik werfen.

Aus Tradition modern beschreibe ich mal den Sound von „Nowruz“, der 1. CD der AGA KHAN MASTER MUSICIANS (AKMM). Das Ensemble aus 6 Männern und 1 Frau besteht seit 2013, trifft sich sporadisch für gemeinsame Auftritte, lebt ansonsten ‚verstreut‘ über den Planeten. Mit dieser CD dokumentiert es seine fortwährende Arbeit, den traditionellen Instrumenten mit zeitgemässen Kompositionen eine weltweite Akzeptanz zu bewahren. Die verwendeten Instrumente hier zu erläutern, würde die Seite sprengen. 7 handwerklich überzeugende Instrumentalisten schaffen mit Saiten, Fellen und Bläsern eine Klangwelt weit jenseits der Vergangenheit, ob als gesamtes Ensemble oder in verkleinerter Formation. Natürlich klingt die arabisch/asiatische Heimat der Protagonisten durch, in Erstaunen versetzen und fast verzaubern können zum einen der Klang der Instrumente und zum anderen die improvisatorischen Fähigkeiten der Beteiligten. So lebt m/f Tradition!

Wenn von den Stones oder Beatles ein alter Pups entdeckt wird, geht ein Raunen um die Welt. Ein exzellentes Konzert einer (zumindest für das ‚grosse‘ Publikum) Piano Legende des Jazz schlägt nicht einmal eine kleine Welle. OSCAR PETERSON’s „Con Alma“, aufgenommen 1964 in Lugano ist so ein Fall. Im eingespielten Trio mit Brown und Thigpen swingen und improvisieren sich die drei durch 5 fremde und 1 Titel des ‚Chefs‘. Mal etwas kürzer (5 Min.), auch mal sehr lang (11 Min.). Die auf alle Finessen des Pianisten perfekt vorbereitete Rhythmusgruppe trägt und ergänzt den Virtuosen von „very adagio“ (FZ) zu fingerfertigen dynamischen Ausbrüchen. Um dafür mehr als den Hut zu ziehen, muss m/f nicht mal besonders Jazz affin sein.

Finale: Danke an alle; die diese Seite möglich machen und die, die sie immer noch lesen. Ich freue mich und hoffe auf noch viele gemeinsame Runden um die Sonne und einen entspannten Jahresausklang.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

Beiträge 2023