Von , 23.03.2016

Die GRÜNEN in Münster

Arno Tilsner

Die GRÜNEN in Münster unter Federführung Ihres Bürgermeisters Gerhard Joksch sind seit 2011 scharf darauf, große Windräder in die unmittelbare Nachbarschaft zum Europäischen Vogelschutzgebiet Rieselfelder zu stellen.
Dieser Tage beschloss der Ausschuss für Umweltschutz, Klimaschutz und Bauwesen, die Stadt möge 10.000 EUR für eine Machbarkeitsstudie auf den Tisch legen. Zur Wiedergeburt des 5 Jahre alten Joksch-Plans kommt es, weil 2016 in Folge der schwarz/grünen Koalition eine Mehrheit für das Projekt möglich wird.
Obwohl ich schon mit vielen Wassern gewaschen bin, gibt es Meldungen, die irritieren mich gründlich. Die Meldung, dass ausgerechnet Münsters GRÜNE mit den Stimmen der CDU dem weit über Münster hinaus bekannten Vogelschutzgebiet Rieselfelder mit Windrädern nahe treten wollen, gehört dazu. Hat sich nicht eine Generation grüner Politenthusiasten in Münster für den Erhalt dieses einzigartigen Feuchtgebietes in die Bresche geworfen? Und nun möchten die GRÜNEN ausgerechnet an dieser Stelle der Energiewende entscheidende Impulse geben? Mit noch mehr sehr großen Windrädern als Vogelscheuchen?
Dabei zeigt ein Blick auf das tägliche Energiemonitoring, dass es mehr als genug Windräder in Norddeutschland gibt, wenn der Wind weht. Wenn der Wind nicht weht, helfen der stockenden Energiewende Windräder an den Rieselfeldern nicht weiter.
2016 muss nicht in erster Linie an der ERZEUGUNG regenerativer Energie gearbeitet werden sondern an der bedarfsgerechten VERTEILUNG der eben nicht bedarfsgerecht produzierten Energie. In den Mittelpunkt der Energiewende gehören deshalb Energiespeicher. Warum? Weil nur die Kilowattstunden, die dauerhaft 365 Tage und Nächte von traditioneller auf regenerative Erzeugung umgestellt werden, eine wirkliche Wende bringen. Casuale Bedienung bei den Erneuerbaren zerrüttet den Energiemarkt, sorgt dafür, dass der Betrieb von sauberen Hochleistungskraftwerken unwirtschaftlich wird und die ältesten Braunkohle-Dreckschleudern im Hintergrund weiter tuckern. So wird es teuer aber nicht gut.
Teuer, dafür mit einer nachhaltigen wirtschaftlichen und ökologischen Perspektive wird es, wenn man dem Vorschlag der SPD in Münster folgt und die Dächer der Hallen in Gewerbegebieten konsequent in die Solarstromerzeugung für den Eigenbedarf einbindet. Zu einer wirklichen Energiewende gehören unbedingt lokale Akkuspeicher und BHKWs als Heizung für die Kombination von Strom- und Wärmeerzeugung in der lichtarmen, kalten Jahreszeit. Diese Investitionen sind so grün wie im Norden Europas derzeit möglich. Sie zahlen auf eine Betriebsdauer von 30 Jahren den Investoren das Geld der Investition mit Zinsen zurück.
Um es auf den Punkt zu bringen: nicht öffentliche Gelder machen für uns den Strom mit üppigen Aufschlägen an den Rieselfeldern, sondern Unternehmer*innen produzieren ihn am Ort des Verbrauchs ohne Aufschlag selbst. Wir können in eigener Hand Ökologie und Ökonomie bestens verbinden. - Arno Tilsner


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