Von Stefan Bergmann, 07.06.2017

Der Katholikentag-Verein droht der Stadt Münster damit,

Der Katholikentag-Verein droht der Stadt Münster damit, das Programm im nächsten März zusammenzustreichen, falls die Zuschüsse der Stadt nicht so umfangreich fließen, wie versprochen. Denn zwischenzeitlich hat die Stiftung der Sparkasse Münsterland-Ost noch 100.000 Euro für das Event lockergemacht. Der Stadtrat, nicht dumm, will jetzt seinen Zuschuss von etwas mehr als 982.000 Euro, um diese runterschrauben.

Die Katholikentag-Macher fühlen sich in der Vorhölle.

Nun, dann rechnen wir mal. Das Bistum Münster hatte 2016 einen Haushalt in Höhe von 468 Millionen Euro. Allein 420 Millionen kamen aus den Kirchensteuern. Der Haushalt des Bistums weist einen Überschuss von vorläufig 4,8 Prozent auf (Quelle: Haushalt des Bistums Münster). Rechnen wir das mal um allein auf die Kirchensteuer, dann sind das etwas mehr als 20 Millionen Euro. Hier könnte der Presseausweis zu Ende sein, denn der Schluss liegt nahe: Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen, besonders, wenn er es auch kann. Man könnte also sagen: Lass die Stadt doch den Zuschuss zusammenstreichen. Das Bistum Münster, das schon 1,5 Millionen zuschießt, könnte die fehlenden paar 100.000 Euro bestimmt lockermachen.

Doch, auch das gilt: pacta sunt servanda. Grüne, Linke, SPD, AfD im münsterschen Stadtrat - sie alle haben dafür gesorgt, dass der sonst übliche städtische Zuschuss von 1,5 Millionen eingedampft wurde. Und er wird nur in Sachmitteln ausgezahlt, nicht als Barzuschuss. Mit dieser Idee knüpfen die Grünen an an Vorschläge, die immer mal wieder aus konservativer Ecke kommen: staatliche Zuschüsse - für Sozialhilfempfänger, Asylbewerber - sollten als Warengutschein ausgezahlt werden, damit diese augenscheinlich wenig vertrauenswürdigen Gruppierungen die Knete nicht gänzlich für Alkohol oder Zigaretten ausgeben. So kann der Sachzuschuss für den Katholikentag durchaus als Zeichen des Misstrauens und Unwillen empfunden werden: Hey, Katholikentag, wir brauchen Euch nicht in Münster! Dass jeder Euro Zuschuss etwa mit dem Faktor sieben über Ausgaben in Läden, Kneipen oder über die Steuer in die Stadtkasse zurückfließen, wird dabei nicht bedacht. „Brauchen wir nicht“, sagt man sich vermutlich. Münster geht’s gut, auch ohne Kirchentag.

Doch die Friktionen in Münster - in Leipzig im vergangenen Jahr hatte sich eine ähnliche Diskussion entsponnen - sollten den Katholikentagmachern auch zu denken geben: Während der Bund im Geld schwimmt, tun dies die Kommunen nicht. Veranstaltungen, auch Katholikentag, stehen damit auf dem finanziellen Prüfstand und Zuschüsse sind nicht mehr selbstverständlich. Alternative Finanzierungsmodelle werden immer wichtiger.

Archivtexte Presseausweis

Stefan Bergmann Stefan Bergmann

Beiträge 2017