Von Ruprecht Polenz, 21.06.2017

In diesen Tagen sind noch mehr Menschen mit dem Fahrrad

In diesen Tagen sind noch mehr Menschen mit dem Fahrrad in Münster unterwegs als sonst. Das macht das schöne Wetter und die Skulptur-Projekte, die sich am besten mit dem Fahrrad erkunden lassen.

Vor wenigen Tagen wurde Münster erneut als fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands ausgezeichnet. Allerdings muss einiges getan werden, um diesen Titel auch in Zukunft zu verteidigen.

Das Fahrrad-Konzept, das die Stadt in den kommenden Jahren Schritt für Schritt umsetzen will, geht in die richtige Richtung. Bis 2030 soll der Anteil des Fahrradverkehrs von derzeit 39,1 Prozent auf 50 Prozent gesteigert werden. Eine zunehmende Zahl von E-Bikes und Pedelecs soll die durchschnittlich gefahrene Strecke von 8 auf 20 km verlängern. Sternförmig auf die Promenade zulaufende Fahrradschnellwege aus dem Umland sollen dazu beitragen, dass auch weitere Strecken mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.

Es wird dafür noch einiger Überzeugungsarbeit bedürfen. Denn Konflikte werden nicht ausbleiben, wenn dieses umweltgerechte und fortschrittliche Mobilitätskonzept umgesetzt wird. Manche Radwege sind wegen der zu geringen Breite schon dem jetzigen Fahrradverkehr nicht mehr gewachsen. Enge Überholmanöver oder plötzlich geöffnete Autotüren, denen man gerade noch ausweichen kann, gibt es nicht nur an der Hammer Straße.

Eine Verbesserung ist nur durch eine andere Verteilung des öffentlichen Raums zu erreichen. Ob die Radwege verbreitert werden oder der ganze Straßenraum so umgestaltet wird, dass er von Rad- und Autofahrern gemeinsam genutzt wird: in jedem Fall wird es eine Diskussion über wegfallende PKW-Stellplätze oder Tempo 30 geben. Denn ohne mehr Platz wird sich der Fahrradverkehr nicht steigern lassen.

Das gilt auch für die abgestellten Leezen. Rund um den Hauptbahnhof wird das neue Parkhaus für 3000 Fahrräder auf der Ostseite die Situation entspannen. Aber innerhalb der Promenade fehlen jede Menge Abstellplätze. Durch die Folgen dürfen sich Fußgänger jeden Tag durchschlängeln.

Nicht nur an Markttagen ist am Domplatz oder an der Königstraße kaum ein Durchkommen. Inzwischen versperren unter den Bögen abgestellte Fahrräder auch am Prinzipalmarkt den Weg auf die andere Seite.
Schon aus Rücksicht auf die Fußgänger muss hier Abhilfe geschaffen werden. Denn Fußgänger sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer.

Fahrradfahrer wollen ihr Rad möglichst nah am Ziel abstellen. Deshalb dürften zentrale Parkhäuser eher keine Lösung sein. Wahrscheinlich wird kein Weg daran vorbei führen, an der einen oder anderen Stelle in der Innenstadt weitere Parkplätze umzuwidmen. Wo jetzt noch ein Auto parkt, wird man in Zukunft fünf oder sieben Fahrräder abstellen können.

Archivtexte Presseausweis

Ruprecht Polenz Ruprecht Polenz

Beiträge 2017