Von Ruprecht Polenz, 05.09.2018

Erst stirbt der Baum, dann stirbt der Mensch.

Erst stirbt der Baum, dann stirbt der Mensch. Der Satz bringt auf den Punkt, wie wichtig Bäume und Wälder für Mensch und Klima sind. Das gilt auch für Bäume in der Stadt. Vielen mag die positive Wirkung von Straßenbäumen auf das Kleinklima in diesem jahrhundert-heißen Sommer so richtig bewußt geworden sein. Es ist ein großer Unterschied, ob man in praller Sonne durch die Straßen gehen muss, oder ob Bäume kühlen Schatten spenden.

Weil Bäume Wasser verdampfen, kühlen sie die Luft ab. Sie wirken als Filter gegen Feinstaub, der gerade bei Trockenheit verstärkt auftritt. Als grüne Lungen binden Bäume das Klimagas Kohlendioxid und spenden Sauerstoff. Grüne Städte sind deshalb auch eine Maßnahme gegen den Klimawandel.

Münster ist eine grüne Stadt. Nicht nur wegen der Promenade, dem Aasee oder den großen Bäumen entlang der meisten Straßen, sondern auch durch ungezählte Bäume und Sträucher in den privaten Hausgärten. Das zeigt jedes Luftbild.

Münster hat (bisher) nicht auf eine Baumschutz-Satzung gesetzt, sondern auf die Vernunft und den Willen der Bürger, zu einer grünen Stadt beizutragen, und ist gut damit gefahren. Die Stadt selbst hat Straßenbäume gepflanzt und dabei die Kosten für mehrjährige Bäume nicht gescheut. Fast 50.000 Straßenbäume gibt es in der Stadt. Bebauungspläne werden so aufgestellt, dass vorhandene Bäume möglichst erhalten bleiben.

Als jetzt zwei große Bäume an der Hafenstraße gefällt wurden, weil dort Fernleitungen verlegt werden mussten, flammte die Diskussion über eine Baumschutz-Satzung wieder auf. Es ist die achte Debatte darüber seit 1978.

Auch die Planungen für neuen Wohnraum würden eine solche Satzung erforderlich machen, meinen die Befürworter. Und manche denken, so eine Satzung könne jedenfalls nicht schaden. Doch das halte ich für einen Trugschluss. Baumschutz-Satzungen verbieten in der Regel das Fällen von Bäumen ab einem bestimmten Umfang des Stammes, bzw. machen es von einer Ausnahmegenehmigung abhängig.

Solche Verfahren können dauern - und würden gleichzeitig den Wohnungsbau verzögern.

Mancher Gartenbesitzer könnte auf die Idee kommen, einen Baum knapp vor der geschützten Dicke zu fällen, nur um später keine Scherereien zu bekommen, falls er den Garten vielleicht mal umgestalten will.

Von Montesquieu stammt der schöne Satz gegen unnötige Regelungen: „Wenn es nicht erforderlich ist, eine Gesetz zu machen, ist es erforderlich, KEIN Gesetz zu machen.“ Das gilt auch für Baumschutz-Satzungen. Münster ist eine grüne Stadt. Und Münster wird auch ohne Baumschutz-Satzung eine grüne Stadt bleiben.

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