Von Arno Tilsner, 30.10.2019

Vor 4 Wochen, liebe Leserinnen, liebe Leser,

Vor 4 Wochen, liebe Leserinnen, liebe Leser, ging es in der 1. Etappe unserer kleinen Bildungsreise zur Energiewende um Wasser, genauer gesagt um die Aufspaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff mit Hilfe von Solarstrom und die anschließende Rückverwandlung des Wasserstoffs zu Strom. Ein sauberes, CO2 vermeidendes Verfahren der Energiespeicherung, genau das, wofür neulich über 20.000 Menschen in Münster auf die Straße gegangen sind.

Leider geht bei den Umwandlungsschritten 1. Power-to-Gas (Solarstrom zu Wasserstoff) und 2. Gas-to-Power (Wasserstoff zu Strom) jede Menge Energie verloren. Nach unseren Messungen an einer real existierenden Anlage hier in Handorf liegt der Verlust an elektrischer Arbeit bei 85%. Für einen Erfolg bei der Energiewende müssen wir unbedingt besser werden.

Nun geht es bei einer erfolgreichen Energiewende nicht nur um CO2 freien Strom (elektrische Arbeit), es geht auch um CO2 freie Wärme (thermische Arbeit). Erschwerend für einen Verzicht auf fossile Energieträger (Öl, Gas, Kohle) kommt in nördlichen Breiten nämlich hinzu, dass besonders viel Wärme gebraucht wird, wenn die Sonne an kurzen Tagen nur im flachem Winkel (mit langen Schatten) über den oft wolkigen Himmel eilt. Deshalb ist in den Monaten November, Dezember, Januar, Februar in Nordeuropa Winter. Ohne Heizung ist es nicht auszuhalten.

Jetzt kommt der wasserbasierte Energiespeicher ins Spiel. In den 4 Wintermonaten können wir dem Prozess der Rückverwandlung (Wasserstoff zu Strom) zusätzlich zu den 15% Strom noch 15% Wärme entnehmen. Wasserstoff ist adhoc ein vielversprechender Energieträger, wenn wir ihn als Saisonspeicher verwenden. Überschüsse beim Solarstrom im Sommer werden im Wasserstoff gespeichert und im Winter als Strom + Wärme wieder ausgegeben. Der Prozeß ist CO2 frei und braucht lediglich Sonne + Wasser + technisches Gerät.

Juchu, wir sind am Ziel? Nein, sind wir nicht. Wir (die Menschheit) haben für eine solar-wasser-basierte Energieversorgung noch nicht alle Prozessteile beisammen, ganz zu schweigen vom technischen Gerät, das auch in den schon bekannten Prozessteilen nicht in Großserie und damit zu vertretbaren Preisen gefertigt wird. Wir müssen weitere Fortschritte bei Forschung und Entwicklung (F&E) machen. Dafür bedarf es zielführender staatlicher Förderung. Zugleich brauchen wir Unternehmen, die Ergebnisse von staatlich geförderter F&E zeitnah in eine Serienfertigung bringen.

Es ist eine Jahrhundertaufgabe, die sich lohnt, die sich in wirtschaftlichem Erfolg auszahlen wird und die absolut genau zu den Stärken der deutschen Wirtschaft passt. Dafür lohnt es sich, bei der nächsten Demo auf die Straße zu gehen.

Wir bei der na dann... bauen schon einmal auf, was heute auf dem Markt an Teillösungen verfügbar ist. In 4 Wochen wird es darum gehen, wie wir vor Ort möglichst viel Lichtenergie einfangen.

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