Von Arno Tilsner, 29.04.2020

Vor drei Wochen, liebe Leserinnen, liebe Leser,

Arno Tilsner

Vor drei Wochen, liebe Leserinnen, liebe Leser, beschrieb ich meinen Besuch im weitgehend gesichtsmaskenfreien Handorfer EDEKA-Markt. ‚Damals‘ war ich hinter meinem Gesichtsschild ein Exot. Eine Regierungsverordnung weiter, genau heute, haben alle im Markt eine Maske vor Mund und Nase.
Man muss kein Hellseher sein, um die Dinge rund um das Virus auf uns zukommen zu sehen.
Wir sind in der achten Woche einer grundlegenden Veränderung. Eine Rückkehr zum Zeitgeist vor dem Shutdown halte ich für ausgeschlossen. Dafür werden zu viele neue Gewohnheiten über einen zu langen Zeitraum zwangsverordnet eingeübt.
Es hat ja seinen Grund im europäischen Verständnis einer offenen Zivilisation, wenn sich Menschen hier zunächst sträuben, einander ‚vermummt‘ in der Öffentlichkeit zu begegnen. Eine potentielle Lebensbedrohung zwingt die Änderung in die Gesellschaft und damit in jedes einzelne Individuum hinein. Für Menschen in Asien gehört der Mund-Nasen-Schutz seit Jahren zu ihrem Alltag.


Ich trage den Mund-Nasen-Schutz wie das Bild zeigt anders als der Mainstream, nämlich als Mund-Nasen-Augen-Schutz. Für weniger als 1 Euro habe ich mir in weniger als fünf Minuten diese Overheadfolie als Gesichtsschild an die Brille gebaut. Nicht deshalb, weil ich gewohnt bin, Dinge anders als der Mainstrem zu tun, sondern weil ich das Tragen von Mund-Nasen-Schutz-Masken aus dem Arbeitsalltag kenne und daher weiß, wie unangenehm es ist, ständig einen Teil der ausgeatmeten Luft direkt wieder einzuatmen.
Montagabend gab Wolfgang Heuer (Leiter Krisenstab Münster) für den transparenten Geschichtsschutz im Bild das ok.
Ja, es ist mir wichtig, dafür zu werben, dass wir nicht alle im weltweiten Einheitsbrei der Halbgesichtigen verschwinden, nur weil Viren uns bedrohen. Die ganze Mimik in Begegnungen gehört zum europäischen Konzept offener Gesellschaften dazu. Mimik hinter einer transparenten Folie zu zeigen ist viel mehr als wir zeigen können, wenn wir uns alle eine Maske über Mund und Nase ziehen. Ich verstehe ein ‚IN DER KRISE GESICHT ZEIGEN‘ auch als Statement; als Liebeserklärung für unsere Europäische Kultur und Zivilisation.

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