Von Stefan Bergmann, 20.05.2020

Gibt es noch andere Themen als Corona?

Gibt es noch andere Themen als Corona? Man muss leider lange suchen. Da uns diese Krankheit vermutlich noch länger begleiten wird (die Grippe und viele andere böse Infektionskrankheiten sind ja auch nicht einfach von selbst wieder weggegangen), sollten Medien langsam mal aus dem Krisenmodus herauskommen. Meine Meinung. Aber leider ist die Seuche noch virulent, und da kochen die Emotionen auch in Zeitungsredaktion - und unter der Leserschaft - immer wieder mal hoch.
So auch bei der nadann. Da ist in der letzten Ausgabe eine Anzeige durchgerutscht, so muss man es nennen, in der aktiv für Verschwörungsportale à la KenFM oder Rubikon.news geworben wird. Mit der alten Leier: ….nicht nur den Systemmedien trauen, sondern sich ein eigenes Bild machen. Der münstersche Internetblog Wiedertäufer.ms hat das dann aufgegriffen, zu Recht. Wie es sein könne, dass ein altehrwürdiges Anzeigenblatt wie die „nadann“ solche Anzeigen veröffentliche?

Nun gut, auch die Wiedertäufer haben zugegeben, dass in der Anzeige nichts verbotenes steht. Auch die krudesten Verschwörer mit ihren irren Thesen profitieren von der Meinungsfreiheit. Aber der gesunde Menschenverstand sagt einem schon, dass die meisten von Ihnen einen kräftigen Lattenschuss haben und im wesentlichen ihr eigenes Ego bedienen. Trotzdem finden sie viel Gehör, zu viel. Also, liebe Leser: Ich empfehle diese Portale explizit nicht, um sich eine fundierte Meinung zu bilden, sondern eher den uralten Leitspruch der Aufklärung: Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Wer mich kennt, weiß, wie hoch ich Kant halte. In diesen Zeiten ist er wichtiger denn je. Und, als Wiedergutmachung, empfehle ich folgenden 15-Minüter: bit.ly/2TgdUAA
Amüsant, entlarvend, aufklärerisch.

Am Samstag ging ich mal wieder auf den Markt. Der findet ja nicht mehr nur auf dem Domplatz statt, sondern auch rundherum. Beispielsweise auch auf dem Prinzipalmarkt, der ja so heißt, weil dort auch früher Markt war, und zwar der wichtigste. Das hat die Stadt aber in der Zwischenzeit vergessen, weshalb jegliche Markt-Betätigung auf dem Prinzipalmarkt verboten war, abgesehen von ein paar Blumenständen. Da gab es den Fall eines Würstchenverkäufers, der dort tätig werden wollte, aber keine Genehmigung bekam. Störte die heilige Ordnung in Münsters Guter Stube. Doch unter Corona-Einfluss geht, was bisher nicht ging. Marktstände auf dem Prinzipalmarkt. Potzblitz! Und während ich da so von Stand zu Stand ging, überkam mich das Gefühl: Warum nicht immer so, so entspannt? Bisher gefiel Münster sich immer in dem Willen, den Prinzipalmarkt zu glorifizieren, aber gleichzeitig zuzulassen, dass sich Hunderte von Bussen durch die Menschen drängen, die Luft verpestet.


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