Von Michael Jung, 03.06.2020

Corona hat ja viele Folgen

Corona hat ja viele Folgen – eine davon kann man zweimal die Woche in der Innenstadt sehen: Der Wochenmarkt findet jetzt ganz anders statt: Er hat sich auf den Prinzipalmarkt ausgedehnt, es ist – den Abstandsregeln sei Dank – viel mehr Platz zwischen den einzelnen Ständen, und es ist viel weniger Gedränge. Wenn man es mit Vor-Corona-Zeiten vergleicht, wird wohl niemand das samstägliche Gedränge in der Michaelisgasse zwischen Rathaus und Domplatz vermissen, wo Fußgänger, Radfahrer und Busse sich gegenseitig bedrängten. Ich glaube, die Corona-Erfahrungen zeigen, dass die jetzige Lösung eigentlich die viel Bessere ist: Es ist mehr Platz, es ist sicherer, und der Prinzipalmarkt und der Domplatz gemeinsam sind eine Top-Kulisse für den Markteinkauf. Für den gebeutelten Einzelhandel und die Gastronomie ist das alles sicher auch positiv, wenn die Marktbesucher hinterher noch ein bisschen in der Stadt herumziehen und nicht nur auf dem Domplatz. Das Feedback ist durchweg positiv im Moment. Ich wäre dafür, dass wir das erstmal so lassen – auch nach Corona.
Und wenn wir schon mal dabei sind, sollten wir auch über die andere Seite des Domplatzes reden, die Pferdegasse zwischen Domplatz und Aegidiimarkt. Das ist auch eine wirklich unterschätzte Meile in Münster – gleich vier Museen säumen die Straße: Das große LWL-Museum für Kunst und Kultur, und die drei Museen der Uni, von denen zwei seit dem Herbst wiedereröffnet sind. Wenn man hier auf die Blechlawine von im Stau stehenden Autos, die zum Markt fahren, verzichten würde, könnte hier so etwas wie ein Münsteraner Museumsquartier entstehen, mit Gastronomie und Kultur und spannenden Events draußen. Zusammen mit dem Fürstenberghaus ergäbe das eine wirklich spannende Meile in Münsters Altstadt. Und ganz nebenbei könnte man auf dem wegfallenden Parkplatz auf dem Domplatz vielleicht auch die dringend benötigten Fahrradstellplätze einrichten, von denen in den letzten Jahren in der Altstadt so viele weggefallen sind. Für die Leute, die aufs Auto angewiesen sind, besteht mit dem Aegidiiparkhaus in 150 Metern Entfernung eine so gut wie nie voll belegte Parkmöglichkeit. Mit kleinen Shuttlebussen könnte man mobilitätseingeschänkte Personen vom Bült zum Markt bringen.
Das ist ein Plan, wie die Altstadt attraktiver werden kann durch weniger Autos. Ein Einstieg in ein Konzept für klimafreundliche Mobilität, das wir ohne große Umbauten gleich morgen umsetzen könnten. Ein klares Zeichen für mehr Lebensqualität im Kern der Altstadt. Warum passiert das nicht einfach? CDU und Grüne, also die aktuelle Ratsmehrheit, warten noch auf den Masterplan für die Verkehrswende. Der trägt übrigens den verheißungsvollen Titel „2035plus“. Ich wäre dafür, wir fangen in der Zwischenzeit einfach schon mal an mit neuen Verkehrskonzepten und warten nicht mehr ab.

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