Von Arno Tilsner, 04.11.2020

Ich begrüße Sie im Herbst/Winter Lockdown 20/21, liebe Leserinnen, liebe Leser, mit einer 48 Seiten na dann...

Jetzt - beim zweiten Mal in diesem Jahr - nicht mit launigen Home-Stories, die dem Heft vom Umfang her einen Anschein von Normalität geben sollen.

Statt scheinbare Normalität zeigen wir uns so regierungsamtlich abgemagert, wie der Kulturbetrieb in Deutschland durch Beschluss der Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten gehalten wird. Zusätzlich gebe ich im Presseausweis oder in einem Presseausweis spezial den Chronisten dieses Show-Downs der Kultur wie wir sie kannten.

Wir von der na dann... haben im Sonderplatzierungsverkauf für 2021 Montag vor einer Woche von unseren langjährigen Kundinnen und Kunden einen beeindruckend starken Auftrag erhalten, nächstes Jahr wieder 51 Wochen zu erscheinen. Den Auftrag nehmen wir an, allerdings nicht stillschweigend, was die Schließung des Veranstaltungs- und Kulturbetriebes in Münster anbelangt, für den wir seit 40 Jahren erfolgreich Öffentlichkeitsarbeit machen.

Es gibt Kritiker des Regierungsverhaltens, die davon ausgehen, dass die Regierung im Umgang mit der Pandemie KEIN langfristiges Konzept verfolgt. Diese Auffassung teile ich nicht und sie entspricht auch nicht dem, was Vertreter der Regierung eingangs dieses zweiten Lockdowns äußern. Die Regierung sagt sinngemäß: für die Entwicklung des Infektionsgeschehens in der Gesellschaft seit Ihr Bürgerinnen und Bürger durch Eure Kontakte untereinander verantwortlich. Wir in der Regierung schauen auf die Zahl der laborbestätigten Infektionen, die Euer Verhalten abbildet. Wenn die Zahl bestimmte Prüfpunkte überschreitet, schränken wir das öffentliche Leben dementsprechend weiter ein.

Für den Moment gilt: Schulen und Kitas, Industrie- und Handwerksbetriebe, Groß-,Einzelhandel und ausgewählte Dienstleistungen arbeiten weiter. Alle übrigen Einrichtungen, die nicht einer Grundversorgung der Gesellschaft dienen, bleiben für einen Monat geschlossen. Die Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters hat dazu nach eigenem Bekunden im Kabinett eine klare Stellungsnahmer abgegeben: "Ich habe sehr laut gesagt: 'Achtung, für die Kultur bedeutet das eine Katastrophe.'“ (Quelle: Steingarts Morningbriefing)

Wie ist es zu dem Zahlenwust gekommen, der Angela Merkel zur Notbremse greifen ließ?

Die Regierungen (Stadt, Land, Bund) entschieden vor 7 Monaten, die Testkapazitäten erheblich auszuweiten. Von der 16. zur 43. Kalenderwoche wurde die Anzahl der Tests von wöchentlich 331.902 auf 1.358.706 mehr als vervierfacht. Bei gleicher Positivquote entsteht bei den Gesundheitsämtern der mehr als 4-fache Aufwand in der Nachverfolgung. Bis heute sind die Nachverfolgungskapazitäten der Gesundheitsämter nicht entsprechend dieser Vorgabe erweitert. Da auch der Schwellenwert 50 pro 100.000 nicht der Vervierfachung angepasst wurde, wurde er allein auf Grund der größeren Anzahl von Tests überschritten.

Wir befinden uns also in einem Lockdown mit Ansage, der vom Regierungshandeln selbst ausgelöst ist. Das Virus hätte seit dem Frühjahr 75% seiner Ausbreitungsdynamik verlieren müssen, um im Herbst noch in das regierungsamtliche Rechen- und Handlungsschema zu passen. Damit war nicht zu rechnen. Deshalb stecken wir jetzt im Lockdown fest.

Wenn die Frau Bundeskanzlerin am Montag dieser Woche davon spricht, dass zum Schwellwert 50 pro 100.000 zurück gekommen werden muss, um diesen Lockdown zu beenden, gibt sie dem Veranstaltungs- und Kulturbetrieb eine geschlossene Perspektive für mindestens die nächsten 5 Monate. Aus meiner Sicht zu lange, um das kritiklos so laufen zu lassen. - Arno Tilsner

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