Von Ruprecht Polenz, 10.11.2021

Ob die „4köpfige Familie...

(Akademiker, Beamte, 2 Jungs), der leider wegen Eigenbedarfs gekündigt wurde“

Ob die „4köpfige Familie (Akademiker, Beamte, 2 Jungs), der leider wegen Eigenbedarfs gekündigt wurde“ inzwischen die „mind. 4ZKB (Kauf oder Miete)“ gefunden hat, nach der sie vor kurzem in der „Na dann …“ gesucht hat? Zu wünschen wäre es ihr. Wahrscheinlich ist es nicht.

Denn der Wohnungsmarkt in Münster ist seit Jahren angespannt. Neuer Wohnraum steht ganz oben auf der Liste, wenn nach der Dringlichkeit politischer Probleme gefragt wird. Zur Kommunalwahl versprach die SPD deshalb sogar einen ganz neuen Stadtteil.

Davon war nach der Wahl im Koalitionsvertrag mit Grünen und Volt schon nicht mehr die Rede. Stattdessen heißt es dort eher defensiv: „Um den Wohnraumbedarf zu decken, kommen wir um die Erschließung neuer Quartiere nicht herum.“

Und jetzt zeigen SPD, Grüne und Volt sogar, wie man ein jahrelang vorbereitetes neues Baugebiet verhindert. Es geht um die Vogelstange (Bebauungsplan 577) in Hiltrup. Die Fläche steht in steht in städtischem Eigentum, hätte also sofort bebaut werden können,

Seit 2013 ist sie im vom Rat beschlossenen Bauland-Programm enthalten. Der Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans wurde 2017 vom Rat einstimmig (!) beschlossen. Ca 60 Wohnungen waren nach verschiedenen Anpassungen der Planung aufgrund von Bedenken und Anregungen im Planverfahren übrig geblieben. Jetzt haben SPD, Grüne und Volt im Planungsausschuss mit Unterstützung der kleineren Parteien beschlossen, dass es das ganze Wohngebiet nicht geben soll. Der Grund: Es grenzt an einen Grünzug (was freilich 2013 und 2017 auch schon bekannt war). Dass ein vollständiger Ausgleich vorgesehen ist, war für SPD, Grüne und Volt unbeachtlich.

Zur Vertröstung der Wohnungssuchenden wurde beschlossen, die 60 Wohneinheiten im Bebauungsplan Hiltrup Ost vorzusehen, wo ca 1000 Wohnungen geplant sind. Es mag sein, dass dieses Baugebiet mit 60 zusätzlichen Wohnungseinheiten weiter verdichtet werden kann. Nur: dieser Bebauungsplan ist frühestens 2025 fertig. Es wird also noch eine ganze Weile dauern, bis dort gebaut werden kann.

Im Bebauungsplan Vogelstange war außerdem eine 4-zügige Kita vorgesehen. In Hiltrup fehlen aktuell 68 Plätze für Unter-Dreijährige, wenn wenigstens 50 % von ihnen einen Platz bekommen sollen. Deren Eltern werden wohl noch länger warten müssen. Denn ein geeigneter Ersatzstandort steht nicht zur Verfügung und würde wohl auch einen Bebauungsplan erfordern, sagt die Verwaltung.

Ach ja, Geld gekostet hat die Kehrtwende von SPD, Grünen und Volt auch: der Stadt fehlen jetzt Erlöse in Höhe von 5,3 Millionen Euro, die sie für die Wohnbauflächen eingenommen hätte. Unterm Strich: keine Wohnungen, keine Kita, stattdessen 5,3 Mio Euro weniger. Ruprecht Polenz

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