Von Arno Tilsner, 17.11.2021

In einem Kaufmannsleben lernt man

...in komplizierten Situationen nach einfachen Wegen zu suchen, auf denen sich mit bestmöglichem Mitteleinsatz Ziele erreichen lassen. Was bedeutet das für die konkrete Situation eingangs des zweiten Corona-Winters?

Auf der einen Seite soll die Krankheitslast in der Gesellschaft nicht durch die Decke gehen, auf der anderen Seite darf der Graben zwischen Geimpften und Ungeimpften nicht noch breiter werden. Nach der Pandemie leben wir weiter zusammen in EINER Gesellschaft. Unter den Leserinnen und Lesern der na dann… gibt es Geimpfte und Ungeimpfte, die uns oft seit Jahrzehnten begleiten. Beide Gruppen liegen mir gleichermaßen am Herzen.

In diesem Zielkonflikt halte ich es für wenig effizient, gegen die Minderheit der Ungeimpften mit voller Dröhnung in eine Propagandaschlacht zu ziehen. Wirkungsvoller ist es, unverzüglich für die große Gruppe der Geimpften eine Infrastruktur für eine notwendige Auffrischung bereitzustellen. Das Impfzentrum Münster hat im letzten Frühjahr ausgezeichnete Arbeit geleistet und seinen Anteil daran, dass Münster bisher mit einer geringeren Krankheitslast durch die Pandemie gekommen ist, als viele andere Kreise in Deutschland.

Am 23.09., also vor nicht einmal zwei Monaten wurde es im Zugehen auf den zweiten Pandemie Winter geschlossen. Ich verstehe die politische Botschaft: im Hinblick auf die Bundestagswahl drei Tage später waren alle politischen Kräfte bemüht, ein Bild vom Ende der Pandemie zu zeichnen. Der Wahltag am 26. September - wir erinnern uns - war ein sonniger Spätsommertag, nicht zu vergleichen mit heute, mitten im trüben November. Für die Verbreitungsmöglichkeit von Corona-Viren macht die Jahreszeit den entscheidenden Unterschied. Ich würde es sehr begrüßen, wenn die städtische Einrichtung in der Halle Münsterland Ende des Monats die Arbeit wieder aufnehmen könnte.

Neben der Auffrischungs-Impfung in der für eine Hospitalisierung anfälligen Altersgruppe 60+ ist testen-vor-versammeln eine zweite wirksame Maßnahme, um Viren an der Ausbreitung zu hindern. Auch in diesem Bereich hat die Politik mit Blick auf Wählerstimmen die fatale Entscheidung getroffen, kostenlose Bürgertests im Zugehen auf die herbst-winterliche Virenhochsaison abzuschaffen. Das Kalkühl hinter der Maßnahme: wenn es für sie teuer wird, werden sich Ungeimpfte impfen lassen. Ein vollkommen falsches Bild von den Beweggründen Ungeimpfter. Inzwischen wurde zwar nicht das Bild aber die falsche Entscheidung teilweise revidiert.

Viele Maßnahmen bleiben halbherzig und sind befrachtet mit schlechter Pädagogik. Zielführend ist es, Geimpfte und Ungeimpfte im Winter gleichermaßen und stetig mit Schnelltests über ihren Status als infektiös oder nichtinfektiös zu informieren. Mit diesem Wissen können sich beide Gruppen- Geimpfte und Ungeimpfte - infektionsvermeidend verhalten.

Wissen was ist statt Spökenkieken und Wunschdenken. Zu Letzterem sagen die Viren danke. - Arno Tilsner

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