Von Stefan Bergmann, 15.03.2023

Was hilft gegen den Fachkräftemangel?

Was hilft gegen den Fachkräftemangel? Die Frankfurter Allgemeine, nicht bekannt für schrille Töne oder einfache Lösungen in schwarz-weiß, hat darauf doch eine einfache Antwort: Das Gehalt erhöhen. Wenn Menschen für die Summe x nicht die Arbeit y erledigen wollen, kann das daran liegen, dass x einfach nicht hoch genug ist (Ausg. v. 6.3.23)

Was das mit Münster zu tun hat? Man könnte dazu Eltern fragen, die sich drauf verlassen, in Münster für Ihre Kleinen einen Kita-Platz zu finden, damit sie arbeiten gehen können. Rund 1700 Eltern (und natürlich die Kinder) gingen jetzt leer aus. Die Erklärung der Stadt für dieses Kita-Loch: Fachkräftemangel. Es gebe zu wenig ErzieherInnen. Wie kommt das nur?

Bei diesem Thema ernsthaft mitreden kann wohl nur der, der selbst Kinder hat. Der oder die weiß, was es heißt, wenn die Frau (ja, leider ist es meistens die Frau, die es ausbadet) zuhause bleiben muss oder nur halbtags arbeiten kann, weil das Kind nicht ordentlich betreut ist.

Nun ist die Stadt nicht alleiniger Arbeitgeber in den Kitas. Kirchen, gemeinnützige Organisationen, Elterninitiativen: Sie alle müssen die Frage beantworten, warum die Erziehung in einer Kita soviel weniger wert ist als in der Grundschule oder gar im Gymnasium.

Mütter tappen zwangsläufig in die Halbtagsfalle, was sich später bei der Rente schmerzhaft bemerkbar macht. Oder noch schlimmer: Sie sitzen zuhause und wechseln Windeln, anstatt Geld zu verdienen. Väter zählen sich gemeinhin raus, denn sie verdienen gemeinhin mehr Geld als Frauen, was gemeinhin eine schreiende Ungerechtigkeit ist aber von den Männer wohl gerne akzeptiert wird. Fehlende Kinderbetreuung zementiert patriarchalische Strukturen.

3300 Euro brutto verdient eine ErzieherIn durchschnittlich in Deutschland. Offenbar ist das zu wenig, um den Beruf attraktiv zu machen.

Jahr für Jahr nehmen es die Kita-Träger in Münster hin, dass Hunderte von Kindern umbetreut bleiben. Es ist der Fehler von vielen, doch ausbaden muss es im Zweifel das Jugendamt. Denn der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz richtet sich gegen dieses Amt. Es muss genügend Plätze organisieren.

Kinder brauchen soziale Kontakte, so früh wie möglich. Eltern brauchen Freiraum und Sicherheit. Ausnahmsweise ist Münsters fehlerhafter Kita-Navigator nicht schuld. Denn er kann nicht verteilen, was es nicht gibt. – Stefan Bergmann

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