Von Stefan Bergmann, 19.04.2023

Dr. Klaus Anderbrügge ...

... ist ein rühriger Mann. Gebildet, bewandert, kulturell interessiert. Vor zehn Jahren scheiterte er mit dem Plan, in Münster eine Musikhalle auf dem Hindenburgplatz zu bauen. Im Interview mit den WN wurde auch bemängelt, dass damals die Diskussion zu sehr von Architekten und Stadtplanern geführt wurde, aber die Musiker gar nicht zu Wort kamen.

Das machen die Akteure, die derzeit den Musik-Campus (oder nennen wir es doch einfach: Musikhalle) hinter dem Schloss planen, deutlich anders: Schon auf der Homepage sieht man fröhlich singende Menschen auf dem Prinzipalmarkt. Dass diese Menschen natürlich nicht in der neuen Musikhalle singen werden, ist nur ein kleiner Fehler. Oder tun sie es doch? Klares Konzept der Musikhallen-Strategen ist es, eine Eliten-Diskussion zu vermeiden. Die Musikhalle ist nicht nur ein Gebäude für musizierende Kinder reicher Eltern, und auch nicht nur für Klassik-Liebhaber, die stundenlangen Sinfoniekonzerten lauschen wollen. Alle Chöre, alle Bands, alle Musikgruppen sollen die Musikhalle nutzen können. Das ist ein wichtiger Unterschied zur Planung von vor zehn Jahren, und wohl auch allein deswegen stimmte der Rat zu. Und auch deswegen kommen in Münsters Bürgerschaft bisher noch keine Bürgerentscheid-Gelüste auf.

Obwohl es jüngst, bei einer Vorstellung der Kubatur der Musikhalle hinter dem Schloss, fast danach aussah. Riesengroß überragt Gebäude mit Charme eines Schuhkartons das Schloss, den Schlossgarten und alles drumherum. Das ließen die verschiedenen Modelle erahnen, die die Planer mit im Gepäck hatten. Filigran geht anders. Bei der Musikhalle soll geklotzt werden. In jedem Sinne.

Rund 300 Millionen Euro (Stand heute) soll der Bau kosten. Die Stadt Münster dürfte im Moment rund 1,3 Milliarden Euro Schulden haben. Sollte man sich mit diesem Schuldenstand eine Musikhalle leisten? Oder ein Preußenstadion (für 60 Millionen?) Oder sollte man viel eher Schulen und Kitas sanieren, endlich die Erzieherinnen ordentlich bezahlen, die Radwege ordentlich machen, die Straßen ausbessern, den ÖPNV verbessern, die Schwimmbäder auf Vordermann bringen oder Wohnungen bauen, die ein normaler Münsteraner auch bezahlen kann?

Münster hat diese Fragen für sich bereits beantwortet. Die weiteren Schulden, die für nächste Generationen aufgehäuft werden, das ist das eigentlich Unsoziale am ganzen Musikhallenprojekt. Ist dem Rat aber egal. Muss er ja nicht bezahlen Stefan Bergmann.

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