Von Stefan Bergmann, 12.07.2023

Die Stadt Emden ...

... ist in Münster bekannt, mindestens als Sprungbrett zur Insel Borkum. Beide Städte haben nicht viel gemein. Aber eines doch. Die Wolbecker Straße von Emden heißt: Neutorstraße. Hauptverkehrsader, eng, Fahrräder und Autos in beide Richtungen, dazu Fußgänger, die kreuz und quer laufen, denn die Neutorstraße ist die zentrale Achse durch den Stadtkern.

Kommt einem bekannt vor. Der Wolbecker Straße ergeht es ähnlich. Was seit Jahren zu verzweifelten Versuchen führt, die gefährliche Konkurrenzsituation von Radlern, Autos und Fußgängern zu entschärfen. Schon 2018 hatte die Interessengemeinschaft Fahrradstadt MS einen Vorschlag gemacht. Aber dazu später mehr.

Wie hat man in Emden die Situation gelöst? Es gab mehrere Verkehrsversuche. Nach jedem einzeln musste sich Oberbürgermeister Tim Kruithoff (parteilos) öffentlich verhauen lassen. Für seinen jüngsten Vorschlag (der nun auch dauerhaft umgesetzt wird) wollte man ihn dann teeren, federn und aus der Stadt jagen. Er hat es gewagt, in der autoverrückten Stadt Emden etwas vorzuschlagen, was die Autos aus der Innenstadt drängt: Er macht aus der Neutorstraße eine Einbahnstraße. Kübelbäume, seitliche Sitzwürfel und breite Radwege inklusive.

Münster dagegen? Doktert an der Wolbecker Straße herum, ohne natürlich das Grundübel lösen zu können: Die Straße ist einfach viel zu schmal, um einen gefahrlosen Verkehr gewährleisten zu können. Da man aber schlecht eine Häuserreihe wegsprengen kann, müssen andere Lösungen her. Gerade versucht man, vor dem Rewe für Platz zu sorgen und malt einen Radweg. Die Fahrbahn ist längst für Radfahrer freigegeben. Was, gelinde gesagt, zynisch ist, weil man damit die Radler in den verrückten Pkw-Verkehr schickt - sie also quasi zu einer lebenden Verkehrsberuhigung macht.

2018 forderte fahrradstadt.ms, aus der Wolbecker Straße eine Einbahnstraße zu machen. Emden zeigt: Es geht. Man spart eine Spur, bekommt viel Platz - muss aber einmal intensiv über die Verkehrsströme in der Stadt nachdenken. Aber das geht schon. Emden hat es auch geschafft. – Stefan Bergmann

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