Presseausweis
Von Stefan Bergmann, 02.08.2023
Lehrer in Münster...
... an einem netten Gymnasium, mittags frei und nachmittags dann ein bisschen die Welt retten im Eine-Welt-Arbeitskreis, abends in der Altbauwohnung im kuscheligen Kreuzviertel arte gucken - das ist dolce vita in Tüten.
Aber auch, wenn wir die Stereotypen mal weglassen ist der Lehrer-Job in Münster nicht wirklich die schlechteste Wahl. Das zeigt auch das Wahlverhalten von jungen Studienabgängern: Wer will schon in den Kreis Borken oder womöglich nach Bottrop oder Gelsenkirchen. Natürlich möchte jeder in Münster bleiben oder schnell dorthin wechseln. Und natürlich geht das nicht.
Dorothee Feller kennt Münster gut. Lange war sie in der Bezirksregierung, zum Schluss Regierungspräsidenten. Jetzt kam sie als Schulministerin zu einem Gesprächs-Abend in die Kreuzschule. Es war ein Heimspiel.
Was aber nichts daran ändert, dass die Versorgung der Schulen mit Lehrern außerhalb der Stadtmauern schwierig ist. Das Land muss zu drastischen Maßnahmen greifen: Lehrer aus dem Münsterland zwangsversetzen nach Bottrop-Kirchhellen, beispielsweise, was vielen Betroffenen Tantalusqualen verschafft. Denn das mögen viele nicht - und vergessen dabei, dass man in der freien Wirtschaft für dieses Gehalt natürlich geographisch flexibel sein muss. Ein Lehrer mit der Besoldungsgruppe A 13 verdient immerhin rund um die 5000 Euro, wovon aufgrund des Beamtenstatus auch noch viel mehr übrig bleibt als bei normalen Arbeitnehmern. Da muss man schon fragen dürfen: Wieviel Komfortzone darf es denn noch sein?
Wahr ist aber auch: Lehrer zu sein ist halt nicht mehr so bequem wie früher: Man kämpft sich durch eine veraltete Uni-Ausbildung, in der man nicht einmal lernt, wie eine elektronische Tafel funktioniert, geschweige denn ein Computer. Der Umgang mit helikopternden Eltern und kleinen Schülern mit großen Problemen oder ohne Probleme aber mit großen Befindlichkeiten - auch das möge man sich bitte selbst beibringen.
Das System „Schule“ in Deutschland ist erstarrt, bildet schlecht aus und weiter, hat aber durch seine vergleichsweise gute Bezahlung und einen bequemen lebenslangen Beamtenstatus eine sedierende Wirkung auf viele, die darin arbeiten. Eine schlechte Kombination.
Das dürfte eines der Hauptproblem der deutschen Bildungsmisere sein. – Stefan Bergmann
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