Von Arno Tilsner, 09.08.2023

Der Rat der Stadt ...

... hat im August 2020 beschlossen, Münster möge bis zum Jahr 2030 möglichst klimaneutral werden. Man weiß in der Verwaltung allerdings bis heute nicht wie der Weg zu diesem Ziel konkret aussehen kann.

Mich wundert das nicht. Die Heilung einer 170 Jahre stetig gewachsenen fossilen Energiesucht wird innerhalb eines Jahrzehnts kaum möglich werden. Befeuert durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas gelang es der Menschenart scheinbar immer besser, sich die Welt untertan zu machen. Der politische Beschluss, einen anderen Weg einzuschlagen ist in Münster jetzt drei Jahre alt. Rechnerisch bleiben sieben Jahre für die Umsetzung.

Wir beschäftigen uns über zehn Jahre intensiv unter erheblichem Zeit- und Kapitaleinsatz mit dem Thema. Meine Idee: zunächst muss der Verzicht auf fossile Verbrennung im kleinen, alltagsnahen Modell gelingen. Ich hörte von wortgewandten Vertretern einer Gemeinwohl-Wirtschaft, dass alle Probleme, mit denen wir uns im Modell rumschlagen, im großen Ganzen längst gelöst sind: 'Wind weht immer irgendwo und irgendwo scheint auch immer die Sonne'. Zugeneigte Professorinnen und Professoren stützen diese These.

Wir von der na dann... sind darin konventionell, um nicht zu sagen altmodisch. Wir glauben, was wir in der Wirklichkeit sehen. Deshalb haben wir uns in diesem Sommer einen Bereich der elektrischen Hausversorgung als Strominsel ohne Netzanschluss auskoppeln lassen. Die letzten acht Sommerwochen konnte Tageslicht dieses kleine fossil-free-Modell lückenlos beliefern; 20 kWh täglich, etwa eineinhalb mal der deutsche Durchschnittsverbrauch einer vierköpfigen Familie (mit elektrischer Heißwasserversorgung).

Messreihen vergangener Jahre haben gezeigt: der Hochsommer ist bei der Energieversorgung aus Tageslicht eine Bank. Kritisch wird die Lage im Herbst. Unüberwindlich mit dieser Energiequelle sind die vier Mittwintermonate November, Dezember, Januar, Februar. Ab März bessert sich die Versorgungssituation. Alle Hoffnung richtet sich auf den Mai – nicht zufällig der Wonnemonat. Die spannende Frage: wie CO2 reduziert kommt unser Modell durch Herbst, Winter und Frühjahr? Gewiss nicht ohne Brennstoff.

Das finnische Unternehmen Neste (nicht Nestle) forscht und entwickelt seit Jahren einen CO2 reduzierten Ersatz für fossilen Diesel. HVO (Hydro­treated Vegetable Oil) ist mit einer bis zu 90% reduzierten CO2 Bilanz ein in Skandinavien verbreiteter Kraftstoff für den LKW-Verkehr. Bei der HVO-Produktion in einer Neste Raffinerie in Rotterdam fällt auch Bio-Propan an, das helfen wird, unser Modell über den Winter zu bringen. Als bilanziell CO2 armes Gas ist der Brennstoff allerdings mit ca. 2,- EUR pro kWh fünf mal teurer als die Kilowattstunde Strom mit Strompreisbremse. Ein guter Grund, Bio-Propan auch im Modell sparsamst zu verwenden. - Arno Tilsner

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