Von Stefan Bergmann, 06.09.2023

Ceterum censeo ...

... nein, ich will Kathargo nicht antasten. Es hat genug gelitten. Von einer blühenden Handelsmetropole in der Antike kleingeschrumpft zu einem schnöden Vorort von Tunis.

Ceterum censo, Catharginem esse delendam" - mit diesem Spruch nervte Cato den römischen Senat andauernd, weil er halt meinte, dass Kathargo zerstört werden müsse. Aus dieser - nicht ganz schlüssig bewiesenen - rhetorischen Vorlage wurde das Stilmittel eines „ceterum censeo…“

Was das ganze mit Münster zu tun hat? Ganz einfach. Schon immer - als Redakteur der Westfälischen Nachrichten, als Chefredakteur der Münsterschen Zeitung, habe ich gefordert: Busse raus aus Münsters guter Stube. Ich erspare mir die Peinlichkeit, diese Forderung ins Lateinische übersetzen zu wollen, bin aber für Vorschläge dankbar. Bitte per Mail an die nadann.

Busse nerven, sie stinken, sie provozieren lebensgefährliche Begegnungen mindestens zwischen Klemensstraße, Ludgeristraße, Rothenburg und Michaelisplatz. Nur der bewundernswerten Gelassenheit der münsterschen Busfahrer*innen ist es wohl zu verdanken, dass es samstagvormittags noch nicht zu tödlichen Unfällen gekommen ist. Prinzipalmarkt und Domplatz sind urbane Stätten für Menschen, nicht für Busse. Wer in die Innenstadt will, kann am Aegidiimarkt aussteigen oder am Picassomuseum oder am Bült. Die paar Schritte tun jedem gut.

Beim Besuch auf dem Wochenmarkt bekommt man derzeit eine Vorahnung davon, wie lebenswert die innerste Innenstadt sein könnte, wenn man das Blech verbannen würde. Auto dürfen bereits jetzt nicht mehr bis zum Dom fahren und diese Entscheidung war längst überfällig. Auf dem Dom stehen Stühle, Sessel, und jüngst sogar eine Jazz-Bühne, weil „Schauraum“ war. Kein Gehupe, kein Gedrängel auf der Straße.

Die Bühne auf dem Domplatz. Wir brauchen mehr gute Laune in der Innenstadt!

Weshalb Prinzipalmarkt und alles drumherum von einer rigiden Altstadtsatzung geschützt ist, aber durch die Straßen stinkende und lärmende Busse herdonnern, habe ich nie verstanden. Ja, vielleicht spinnen die Grünen ein bisschen, wenn Sie glauben, Autos und Busse g a n z aus der Innenstadt verbannen zu können. Das wird nicht funktionieren. Aber ein Anfang ist am Domplatz gemacht und siehe da: Die Welt ist nicht untergegangen.

Und jetzt bitte die Busse. Mehr Mut! Einfach ausprobieren, auf Zeit. Man kann wenig verlieren, aber viel gewinnen, nämlich eine Stadt für Menschen. Und nicht für Blech.

Ceterum censeo…ach lassen wir das… – Stefan Bergmann

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