Von Arno Tilsner, 27.09.2023

Es bleiben noch vier Tage ...

Es bleiben noch vier Tage im September, liebe Leserinnen, liebe Leser, dann schließen wir das Sommerhalbjahr mit unserem kleinen Alltagstest 'Versorgung eines 2-Personen-Haushalts zu 100% mit Strom aus Sonnenschein' erfolgreich ab.

Robert Habecks Traum von einer fossil free Stromversorgung in Deutschland ist in unserem Modellversuch Wirklichkeit geworden. Ist das ein Erfolg?

Einerseits ja, denn wir hatten genau dieses Ziel. Wir wollten (uns) zeigen, dass eine vollständige Versorgung mit Solarstrom ohne Verbindung zum öffentlichen Stromnetz im Sommerhalbjahr möglich ist.

Andererseits zeigen die Mittel, mit denen wir dieses 100% fossil free Ziel erreichten unmissverständlich, wie weit die Gesellschaft im Ganzen von einer CO2-Neutralität entfernt ist. Denn im Mittelpunkt unseres Modellversuchs stehen Batterien als Stromspeicher, die mindestens den Stromverbrauch des Modell-Haushalts für vier Tage bevorraten können.

In den beiden Schaubildern ist die Arbeit des Speichers BLAU dargestellt. Für die Versorgung der Verbraucher war die Batterie mit knapp 60% unentbehrlich (Schaubild oben). Um diese Versorgungs-Funktion zu erfüllen nahm sie 75% der einströmenden Sonnenenergie auf (Schaubild unten). Die 15% Differenz sind Verluste der Ein- und Ausspeicherung. Anders gesagt: ohne massiven Energiespeicher KEINE Energiewende.

Während wir den Erfolg des Modellversuchs auf einen 96 Stunden Vorrat im Verhältnis zum Verbrauch gründen, schreibt die Bundesnetzagentur 2021 zur Speichersituation in Deutschland: "Müssten die deutschen Pump- und Batteriespeicher die Stromversorgung übernehmen, würden die Speicher bereits nach weniger als einer halben Stunde leer sein; die heute installierten Batteriespeicher wären bereits nach weniger als einer Minute leer" (Quelle: Bundesnetzagentur, Regelungen zu Stromspeichern im deutschen Strommarkt).

Man kann davon ausgehen, dass in den zweieinhalb Jahren nach dieser Veröffentlichung im März 2021 besonders in Privathäusern viele Stromspeicher installiert wurden, die die Gesamtversorgung des Landes vielleicht um eine (!) weitere Minute (1) verlängern könnten.

Wir bei der na dann... kleben uns nicht an diese ernüchternde Einsicht fest. Das Winterhalbjahr fordert uns ab Sonntag (1. Oktober) heraus, im Modell zu vermessen, was nach den sechs Sommermonaten in den sechs Wintermonate in Münster geht. - Arno Tilsner

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