Von Arno Tilsner, 25.10.2023

Zum Stand der Dinge ...

... bei der Energiewende im Modellversuch eines 2-Personen-Haushalts, liebe Leserinnen, liebe Leser: nach vier Monaten mit 100%iger Versorgung aus Tageslicht (Juni, Juli, August, September) haben wir dem Verbrauch im Oktober bisher 28 kWh aus fossiler Verbrennung zugemischt. Statt des 100% Ziels erreichten wir in den letzten 30 Tagen 'nur' 91%. Im Wesentlichen geht die Unterdeckung auf das Konto des 20. Oktober. An diesem Freitag regnete es aus einer geschlossenen Wolkendecke über Münster ununterbrochen. Regen ist lebenswichtig, wir sollten daher nicht wünschen, es möge nicht wieder regnen. Eine Energiewende muss Lösungen für Regentage finden.

Der Schlüssel für eine Lösung liegt in der Fähigkeit, Energie zu speichern. Mit Natrium-Ionen-Batterien (NIB) hebt die Menschenart ihre Fähigkeit, Strom zu speichern auf eine neue Stufe. Der überwiegende Teil kritischer Rohstoffe (insbesondere Lithium) wird durch Kochsalz (umgangssprachlich ausgedrückt) ersetzt.

Am Montag hatte ich den Finger auf dem Bestellknopf für 12 Natrium-Ionen Akkuzellen aus China im Warenwert von ca. 1.000 Dollar. Dann kam die Meldung, die Transportkosten (per UPS) lägen bei ca. 500 Dollar. Ich habe den Bestellknopf nicht gedrückt. Warum nicht?

Die Situation erschien mir unwirklich. Wesentliche Grundlagen für die neue Akkutechnik könnten am MEET (Münster Electrochemical Energy Technology), einem Institut der Uni Münster, entwickelt worden sein. MEET gehört zu den weltweit führenden Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen für die Batterietechnik. Vor Ort in Münster wird die massiv staatlich geförderte Forschung betrieben, die fertigen Batteriezellen kaufen wir dann in China, wohin die Wertschöpfung als Ergebnis von Forschung und Entwicklung verlagert ist. Ein klassischer Schildbürgerstreich, für den ich als Kaufmann ein entschiedenes NEIN übrig habe. Es ist die zweite Evolutionsstufe der Batterietechnik, in der Europa forscht und forscht und forscht und am Ende China verdient.

Wir wählen einen anderen Weg, in dem wir nicht bei General Electronics Technology (Shenzhen, China) NIB-Batteriezellen der letzten Generation einkaufen sondern mitten in Westfalen bei der Kipor.org GmbH (Versmold) einen kleinen Diesel-Stromerzeuger. Ohne den chinesischen Batterie-Hype weiter anzufeuern werden wir mit diesem klassischen 'Verbrenner' – betankt mit einem synthetischen Kraftstoff (NESTE My renewable Diesel, bilanziell 90% CO2-reduziert.) – den Modellversuch auch bei einer Woche Dauerregen (fast) klimaneutral mit Strom versorgen. - Arno Tilsner

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