Von Ruprecht Polenz, 15.11.2023

Das wars ...

... Münster wird keinen Konzertsaal bekommen. In der Ratssitzung am letzten Mittwoch haben SPD, Grüne, FDP und Volt den Musikcampus in seiner geplanten Form endgültig zu Fall gebracht.

Als ob sich die Stadt Münster einen Konzertsaal nur leisten könne, wenn er ihr komplett geschenkt würde. Ganz so, als sei Kulturförderung keine städtische Aufgabe.

Mit ihrem Antrag, den Konzertsaal nur dann zu bauen, wenn seine vollständige (!) Finanzierung durch Spendengelder (!) sichergestellt sei, haben SPD, Grüne, Volt und FDP den Dreiklang von Musikhochschule, städtischer Musikschule und Konzertsaal aufgelöst. Nur dieser Dreiklang hätte dem Musikcampus den notwendigen Schwung verliehen, um die finanzielle Unterstützung von Land und Bund zu erhalten.

„Ein so ambitioniertes Projekt wie der Musikcampus kommt nur, wenn man es wirklich will“, hatte Uni-Rektor Prof. Dr. Wessels vergeblich an die vier Fraktionen appelliert und darauf hingewiesen, dass die 20 Millionen Euro vom Bund nur dann kommen würden, wenn das Gesamtprojekt realisiert würde. Auch die 20 Millionen Euro der Universität stünden nur für das Gesamtprojekt zur Verfügung.

SPD, Grüne, Volt und FDP verwirken durch ihren Trennungsbeschluss nicht nur diese 40 Millionen Euro, sondern auch sehr wahrscheinlich die bisher gesammelten Spendenzusagen in Höhe von neun Millionen Euro. Statt zu Spenden zu ermutigen, indem man zusagt, jede eingegangene Spende mit städtischen Geldern zu verdoppeln, zeigt man überdeutlich sein Desinteresse. Als wären die Spenden eine Art aufgedrängter Bereicherung, die man gnädiger Weise nicht ablehne.

Natürlich kann man, wie vor allem Grüne, FDP und Volt einen städtischen Konzertsaal für überflüssig und anderes für wichtiger halten. Mit dieser Einstellung wäre allerdings 1950 nicht beschlossen worden, ein neues Stadttheater zu bauen. Denn fünf Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs war die Stadt noch zerbombt. Es fehlten Klassenzimmer und Turnhallen.

Es fehlt eine öffentliche Debatte darüber, was Münster sein will: eine Stadt mit Ausstrahlung auch über Münster hinaus, die ein Niveau zum Leben bietet, das auch mit Bremen, Dortmund oder Essen mithalten kann. Oder eine selbstgefällige Stadt, die sich auf vergangenen Lorbeeren ausruht.

Statt darüber zu debattieren, verliert sich die öffentliche Diskussion in Straßenumbenennungen, dem Aufstellen von Fahrradständern und dem Wegfall von Parkplätzen am Domplatz. Alles überschaulich und leicht zu verstehen. Alles klein-klein. Zum großen Wurf fehlt der Mut, weil man gar nicht darüber diskutiert, wie weit man werfen könnte.

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