Von Stefan Bergmann, 29.11.2023

Ein ehemaliger Stadtdirektor ...

... von Münster soll einmal den Satz gesagt haben: „Es gibt kein Menschenrecht auf billiges Wohnen in der Innenstadt.

Es gibt natürlich auch kein Menschenrecht auf billiges Parken in der Innenstadt. Womit wir beim Thema wären. Die Anwohnerparkausweise kosteten bisher 17 Euro pro Jahr, demnächst 260, wenn der Rat im Dezember zustimmt. Das ist eine Erhöhung von etwa 1500 Prozent.

Baut die Stadt dafür mehr Parkplätze? Nein. Kontrolliert die Stadt dafür mehr Falschparker? Nein? Bekommt also der Anwohner für die 1500-prozentige Steigerung des Preises irgendeine Mehrleistung? Auch nein. Und warum wird die Stadt trotzdem einfach diese Preise festsetzen? Weil sie es kann. Und weil sie weiß, dass es den meisten nicht wehtut. Münster-Arroganz pur.

Dabei hätte es ursprünglich noch teurer werden sollen. Je nach Fahrzeuglänge (und damit auch je nach finanzieller-Potenz des Besitzenden) sollte es ursprünglich noch mehr kosten. Doch ein ähnliches Modell stoppte das Leipziger Bundesverwaltungsgericht für Freiburg. Also fügte man sich. Schade eigentlich. Aber seien wir ehrlich: Wer sich ein fünf Meter langes SUV leisten kann, der bezahlt auch noch einen Hunni mehr für den Parkplatz. Hauptsache er darf weiterhin zwei Tonnen Blech spazierenfahren.

Also alles in Butter? Ein tolles Thema, um einmal der Sozial-Neid-Schadenfreude zu frönen? Es scheint so. Jedoch nicht, wenn man an die vielen Altbauwohnungen in der Innenstadt denkt, an Klein Muffi hinterm Bahnhof, wo vielleicht schon seit langem die Familie wohnt, bevor die Gentrifizierung und überbordende Monetarisierung des Münster-Gefühls eingesetzt hat. Doch selbst, wenn der Rat eine soziale Staffelung hätte einbauen wollen - auch das war verboten. Viele Grüße aus Leipzig.

Pecuna non olet sagt sich die Stadt und streicht künftig fast eine Million Euro pro Jahr ein, wo es früher nur knapp 60.000 waren. – Stefan Bergmann

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