Von , 06.03.2013

Aus gegebenem Anlaß habe ich in dieser Woche diesen Platz zur Verfügung gestellt

Vor zwei Jahren erschütterten die Bilder explodierender Reaktorgebäude in Fukushima die Welt. Wer geglaubt oder gehofft hatte, die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sei ein schrecklicher, aber einmaliger „Betriebsunfall“ in der Geschichte der Atomenergienutzung gewesen, wurde mit der bitteren Wahrheit konfrontiert: Atomkraft ist letztlich nicht beherrschbar und solange Atomanlagen laufen, wird es regelmäßig auch schwerste Reaktorkatastrophen geben.

In Deutschland gingen Hunderttausende auf die Straße, auch in Münster und im Münsterland gab es große Demonstrationen. Kanzlerin Merkel und die Atomwirtschaft waren in der Defensive: 8 der 17 AKW wurden abgeschaltet und die Restlaufzeiten bis maximal 2022 begrenzt.

Thema abgehakt? Mitnichten! Zum einen müssen Millionen Menschen in der Ukraine und Weißrussland sowie in Japan auf unabsehbare Zeit mit den dramatischen Folgen der Reaktorkatastrophen leben. Zum anderen ist auch in Deutschland der Atomausstieg noch lange nicht vom Tisch und das führt uns direkt ins Münsterland.

Wie schon beim ersten – rot-grünen – „Atomausstieg“ wurden auch 2011 wieder einige zentrale Atomanlagen „übersehen“. In Gronau darf zum Beispiel die bundesweit einzige Urananreicherungsanlage der Firma Urenco zeitlich unbegrenzt weiterproduzieren. Dabei wird in Gronau für jedes zehnte AKW weltweit der Uranbrennstoff zur Produktion der Brennelemente angereichert. Urenco belieferte bis 2011 u. a. den Fukushima-Betreiber Tepco.

Gronau birgt noch mehr Zündstoff, denn die Urananreicherungstechnologie eignet sich leider hervorragend zur Produktion von atomwaffenfähigem Uran. Wer die Urenco-Zentrifugen hat, kann sich damit letztlich auch den Weg zur Atombombe ebnen. Und gerade jetzt stehen die Urenco-Anteile von EON und RWE zum Verkauf. Interessiert sind u. a. Investmentfonds sowie publikumsscheue Konsortien – die Bundesregierung hat zwar ein Veto-Recht beim Verkauf, möchte aber auch, dass EON und RWE einen guten Preis erzielen ...

Deshalb findet am 9. März um 13 Uhr direkt vor der Urananreicherungsanlage in Gronau zum 2. Fukushima-Jahrestag erneut eine überregionale Demonstration zur sofortigen Stilllegung dieser gefährlichen Atomanlage statt. Über 90 Initiativen, Verbände und zahlreiche Einzelpersonen rufen zu der Demo auf (www.fukushima-jahrestag.de), aus Münster fährt ein Sonderbus (www.sofa-ms.de).

Wer in Deutschland den Atomausstieg will, muss zwingend auch die Urananreicherung in Gronau beenden. Da bleibt im Münsterland noch viel Arbeit. - Matthias Eickhoff

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