Von , 06.08.2014

Arno Tilsner

Arno Tilsner

Zu den sintflutartigen Regenfällen Anfang letzter Woche über Münster will ich von dieser Stelle aus nicht predigen. Aber: ich glaube nicht, dass sie so ganz zufällig entstanden sind und erst zwei Generationen später das nächste Mal mit einem ähnlichen Ereignis zu rechnen ist. Der Wahnsinn hat aus meiner Sicht Methode. Seine Zutaten sind bekannt. Wir (Menschen) heizen kontinuierlich den Planeten auf. Die Verdunstung über Wasserflächen nimmt zu. Die erwärmte Atmosphäre transportiert einen größeren Anteil Wasserdampf. An heißen Sommertagen kann ein Energiemix entstehen, der sich in heftigen Gewittern mit Starkregen, Sturm und Hagelschlag entlädt: übrigens ganz und gar kein Münster-Phänomen. Ich habe so eine Situation vor einigen Jahren in Andalusien erlebt. Am Vorabend der Katastrophe wurde eine Regenmenge pro Quadratmeter vorhergesagt, die sich Menschen, die mit Regenmengen-Messungen am Ort vertraut waren, nicht vorstellen konnten. Mehr als das Doppelte von dem, was je gemessen worden war, sollte pro Quadratmeter in einer Stunde vom Himmel fallen. Als das Unwetter tatsächlich am nächsten Vormittag über den Berg zog, arbeitete ich im Schuppen hinterm Haus und musste bei einsetzendem Regen nur 50 Schritte ums Haus rum. Ich kam pudelnass an. Es fielen von jetzt auf gleich so dicke Regentropfen so dicht, dass der Eindruck entstand, man liefe durch eine Wasserwand. Das Zentrum dieser Sintflut lag 100 km entfernt bei Puerto Lumbreras, wo zusammenlaufende Wassermassen in einem sonst trockenen Flussbett eine Autobahnbrücke aus ihrer Verankerung rissen. Mit den Aufräum- und Ausbesserungsarbeiten entlang der Autobahn waren die Provinzen Murcia und Almeria auf 70 Kilometern über 2 Jahre beschäftigt. An den Küsten türmten sich Müllberge. Die Fluten hatten alles mitgerissen, was nicht niet- und nagelfest war. Flüsse, die man vorher nie gesehen hatte, spülten das Gerümpel ins Meer. Wind und Wellen spülten es zurück an den Strand.


Mit Wasser ist nicht zu spaßen, mit Sturmböen auch nicht. Selbst wenn es sich um eine von der Lebensweise westlicher Industrieländer (abholzen & verbrennen) initiierte Klimaveränderung handelt, werden wir den Trend auf Sicht des nächsten halben Jahrhunderts nicht wenden können. Deshalb habe ich, bevor ich diesen Presseausweis zu Ende schrieb, unseren Versicherungsfachmann angerufen, um ihn zu fragen, ob wir alle möglichen Risiken explizit mit Elementar-Versicherungen abgedeckt haben. Wenn wir die Dinge nicht ad hoc ändern können, müssen wir die Risiken gemeinschaftlich verteilen. Dafür sind Versicherungen da. Bitte kümmert Euch. - Arno Tilsner

Archivtexte Presseausweis

Beiträge 2014