Von , 10.09.2014

Ruprecht Polenz

Ruprecht Polenz

Deutscher Katholikentag 2018 in Münster? Der Veranstalter, das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, hat für diesen Fall einen städtischen Zuschuss von 1,5 Mio € erbeten. Soll die Stadt diesen Zuschuss zahlen angesichts knapper Kassen? Ist die katholische Kirche nicht reich genug? Und überhaupt: Steuergeld für die Katholische Kirche?


FDP, AfD und Linke haben sich mit unterschiedlichen Argumenten gegen einen städtischen Zuschuss ausgesprochen. Die CDU ist dafür. SPD und Grüne haben sich noch nicht festgelegt.

Ein städtischer Zuschuss ist nur gerechtfertigt, wenn die Stadt Münster und damit alle Bürgerinnen und Bürger einen Vorteil davon haben, dass der Katholikentag 2018 in Münster stattfindet. Worin könnten diese Vorteile liegen?
Da ist einmal die bundesweite Medien-Aufmerksamkeit für Münster, nicht nur während der Kirchentagswoche, sondern auch in Vorbetrachtungen und Nachberichten der überregionalen Medien. Der Katholikentag ist also gut fürs Stadtmarketing.

Kirchentage sind heutzutage auch Foren für breit angelegte, öffentliche Diskussionen zu einer großen Vielzahl von ethischen, politischen, sozialen und ökonomischen Fragen. Das Programmheft ist ein dickes Buch. Internationale Experten nehmen an den Diskussionen teil genauso wie Spitzenpolitiker aller demokratischen Parteien. Alle Münsteraner können dabei sein, wenn sie es wollen.

Bei ca. 80.000 bis 90.000 erwarteten Besuchern, die eine Woche in Münster leben, bleibt natürlich auch Geld in der Stadt. Der Betrag wird nach den Erfahrungen anderer Städte auf ca. 7 Mio € geschätzt. Der erbetene städtische Zuschuss von 1,5 Mio € ist brutto und vermindert sich um die von der Stadt für den Kirchentag erbrachten Sachleistungen (Turnhallen für Übernachtungen etc).

Dazu kommt: 2018 jährt sich der Westfälische Frieden zum 470. Mal. Er beendete den 30-jährigen Krieg, der auch ein Religionskrieg war. Das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken hat zugesagt, dieses Jubiläum im Programm besonders zu berücksichtigen, wenn der Katholikentag in Münster stattfindet. Damit würde die Kirchentagswoche auch zu einem besonderen Höhepunkt der Veranstaltungsreihe, die die Stadt selbst für 2018 plant.
Die Stadt sollte sich deshalb bereit erklären, den erbetenen Zuschuss zu zahlen - genau so wie das alle anderen Städte getan haben, in denen der Deutsche Katholikentag bisher stattgefunden hat.

Nachtrag: Frau Kraft war inzwischen in Münster. Vier Wochen nach der Überschwemmungskatastrophe hat sich die Ministerpräsidentin ein eigenes Bild vom Ausmaß der Schäden (300 Mio €) gemacht. Ergebnis des Besuchs: Die Stadt kann zu bestehenden Programmen Anträge stellen. Bewilligungszusagen gibt es keine. Für Privathaushalte gibt es vom Land NRW keine Hilfe.

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