Von , 17.06.2015

Arno Tilsner

Arno Tilssner

Montagabend berichtete die Süddeutsche Zeitung, die Mehrheit der Euro-Länder habe einen Griechenland-Notfallplan beschlossen.


Er „sieht vor, am Wochenende (falls es bis dahin kein Verhandlungsergebnis gibt, A.T.) die Kontrolle des griechisch-europäischen Zahlungsverkehrs vorzubereiten. Dazu müssten die Banken in Griechenland einige Tage geschlossen bleiben. Nach deren Wiedereröffnung könnten tägliche Abhebungen an Geldautomaten und der elektronische Zahlungsverkehr im Inland eingeschränkt sowie der ins Ausland gesperrt werden.
Kapitalverkehrskontrollen dienen dazu, einen Bankensturm und den massenhaften Abfluss von Banknoten zu verhindern. … Da der freie Waren- und Geldverkehr ein Grundprinzip der Europäischen Union ist, müsste die Regierung in Athen ein Sondergesetz verabschieden, um den Zahlungsverkehr kontrollieren und beschränken zu dürfen.
Sollte Athen sich weigern, bliebe den Euro-Ländern als allerletzte Möglichkeit, Griechenland im Zahlungssystem zu isolieren.“ (sueddeutsche.de, 15. Juni 2015, 17:58 Uhr).

Die griechische Zahlungsunfähigkeit ist seit 2010 bekannt. Die Staatsverschuldung lag zu diesem Zeitpunkt bei ca. 250 Milliarden EUR. Im Laufe der in den Folgejahren beschlossenen Schuldenerlasse und Hilfspakete stieg die griechische Staatsverschuldung auf heute sagenhafte 478 Milliarden EUR. Sie hat sich also fast verdoppelt, wenn Ende der Woche abgerechnet wird.

Bei der Bevölkerung Griechenlands ist das frische Geld europäischer Steuerzahler/innen nicht angekommen. Wo ist es dann?

Die Auflösung des Rätsels liefert eine Studie der Boston Consulting Group mit dem Titel: Global Wealth 2015: Winning the Growth Game, die wahrscheinlich unbeabsichtigt zeitgleich zur o.a. Meldung erschienen ist. Demnach ist das private Geldvermögen im letzten Jahr weltweit um 11,9 Prozent gewachsen (ohne Immobilienbesitz und nicht börsennotierte Firmen).

Spiegel online schreibt dazu: „Die Studie legt zudem nahe, dass die Vermögen nicht nur sehr ungleich verteilt sind - sondern auch, dass diese Ungleichheit weiter zunimmt. So besaßen (Dollar-)Millionärshaushalte im vergangenen Jahr 41 Prozent des gesamten privaten Geldvermögens. Bis zum Jahr 2019 werden Millionäre bereits 46 Prozent des weltweiten Geldvermögens besitzen, prognostizieren die BCG-Experten.“

Und weiter heißt es bei SPON: „Warum vor allem die Reichen immer reicher werden, geht ebenfalls aus der Studie hervor. Von dem enormen Vermögenszuwachs im vergangenen Jahr wurden lediglich 27 Prozent wirklich neu angespart. … Der weitaus größere Teil des neuen Reichtums, nämlich 73 Prozent, entspringt dem alten Reichtum: Es sind Zinsen oder andere Erträge des bereits angelegten Kapitals.“

Fazit: Millionärs weltweit haben die Steuergelder diverser Griechenland-Hilfspakete für sich gewinnbringend angelegt. - Arno Tilsner

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